Pink Floyd
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Während man in Amerika noch klassischen Rock and Roll hörte, gab es in England Künstler und Popmusiker, die versuchten die noch junge Popmusik weiter zu entwickeln und künstlerisch anzureichern. Gerade die Kunsthochschulen waren ein idealer Nährboden für alles Experimentelle und besaßen ein hohes Maß an Kreativität. Kleidung und Schallplatten waren billig und versetzte auch junge Menschen in die Lage sich durch Mode und Musik auszudrücken. Zum anderen kam LSD in Mode und galt eher als Bewußtseinserweiterung denn als Betäubungsmittel. In diesem Umfeld formierte sich 1965 "The Pink Floyd Sound" im sogenannten Londoner Underground, die ihre Musik vom ersten Tage an als Kunst bezeichneten.

Die Band bestand damals aus dem Leadgitarristen und Kopf der Gruppe Roger Keith (Syd) Barrett (geb.: 6.1.1946 in Cambridge), Er spielte in diversen Gruppen; unter anderem zusammen mit Dave Gilmour, der ihm die ersten "Stones" Gitarrenriffs beibrachte. Bassgitarrist und Sänger George Roger Waters (geb.: 6.9.1944 in Great Bookham) studierte in London Architektur und formierte mit seinen Studienkollegen, dem Pianisten und Organisten Richard Wright (geboren am 28.7.2945, London), sowie dem Schlagzeuger Nicholas Berkeley "Nick" Mason (geboren am 27.1.1945 in Birmingham) eine Gruppe namens "Sigma 6", die sich später in "The Abdabs" und wiederum später in "Megadeaths" umbenannte.

Roger Waters nahm später Syd Barrett in die Gruppe. Syd Barrett wurde Frontman der Band und zeichnete sich durch eine unvorstellbare Kreativität und Schaffenskraft als Songwriter aus. Er gab der Gruppe in der ersten Zeit die entscheidenden Impulse. Ihm verdankt Pink Floyd auch den Bandnamen. Dieser war eine Zusammensetzung aus "Georgia Bluesmen Pink Anderson". und "Floyd Dipper Boy Council" - Platten, die sich in Barretts Plattenschrank befanden .

 

Stammbaum der
Um eine Orientierung zu erhalten,
hier vorweg der Stammbaum der Gruppe


Ursprünglich galt Pink Floyd als Rhythm and Blues Band, aber nach dem Erfolg Barretts Songs in diversen Londoner Underground Clubs verschwanden die psychedelisch interpretierten Rock and Roll Nummern von Bo Diddley und Chuck Berry aus dem Musikrepertoire und die Gruppe konzentrierte sich mehr und mehr auf die psychedelischen Kompositionen von Syd Barrett, die teilweise 30-40 minütige Improvisationsparts enthielten.

 


Die frühen Pink Floyd 1966: v.l.n.r:
Nick Mason, Roger Waters, Syd Barrett, Rick Wright

Plakat Pink Floyd konzert im UFO 1967

Des weiteren setzte Pink Floyd als erste Rockband eine eigens für ihre Musik entwickelte Lightshow ein um die Klangfantasien entsprechend zu untermalen. Anders als die meisten Rockbands, die ihren Gitarrenverstärkern nur simples Rückkopplungsgeheul entlockten, entschlossen sich Pink Floyd die ganze Pallette elektronischer Sinusklänge und Sägezahnklänge einzusetzen, was sie von den anderen Gruppen ihrer Zeit unterschied.

Nach größeren erfolgreichen Auftritten und Happenings im "Roundhouse" und in der "Royal Albert Hall" in London wurde Pink Floyd im Dezember 1966 Hausband im neu aufgemachten Londoner UFO Club, der als der erste Psychedelic Club in London galt. Dieser Club wurde von Leuten wie Jimi Hendrix, Roy Orbison, den Beatles und The Who frequentiert. Es war für Pink Floyd ein Ort, an dem die musikalischen Ideen entwickelt wurde.

Die Paradestücke aus dieser Zeit sind Kompositionen wie "Interstellar Overdrive" sowie "Astronomy Domine" die bei jedem Gig in einer anderen Fassung gespielt wurden. Sie kreierten bizarre Klangteppiche und Science Fiction Hörbilder. Auch war der Einfluß durch Stockhausen auf die Gruppe nicht zu überhören.

Die Lightshow hatte damals schon eine tiefe und anhaltende Wirkung auf die Floyd und ihr Publikum. Damals wurden Dias eingesetzt, die mit leuchtender Tinte beschmiert und mit Lötlampen, Fön und diversen Chemikalien behandelt wurden. Dieses gab einen Effekt, als wenn die Dias naß waren und wurden daher als Flüssigdias bezeichnet. Da die einzelnen Musiker hinter ihrer Show zurücktraten konnten sie jene Anonymität kultivieren, die auch dann noch Pink Floyds Markenzeichen blieb, als die Gruppe schon längst weltberühmt war.


Floyd-Art, die noch an die ersten Flüssigdias erinnert

Pink Floyd 1967

Im Februar 1967 gaben die Mitglieder von Pink Floyd ihre akademischen Karrieren auf und widmeten sich nun voll und ganz der Band. Das erste Ziel bestand darin, eine Platte herauszubringen und Pink Floyds Manager, Produzent und Musikdirektor aus dem UFO und Joe Boyd arrangierte eine Session in den Chelsea Sound Techniques Studios, wo eine Demoversion von "Arnold Layne" aufgenommen wurde. Es handelt sich dabei um eine eingängige Fabel von Syd Barrett, in der ein Transvestit Damenunterwäsche stiehlt.
Die Vorstandsriege von EMI war von der Demoversion beeindruckt, erhöhte den Vorschuß für die Band auf die beträchtliche Summe von 5000 Pfund und veröffentlichte "Arnold Layne" am 11.März 1967.

Lokale Radiosender Londons weigerten sich, die Nummer zu spielen, weil sie angeblich zu anrüchig war. "Arnold Layne" schaffte den Sprung in die englischen Charts auf Platz 25 was nur noch zwei weitere Pink Floyd Singles schafften.

Am 12 Mai 1967 präsentierten die Pink Floyd in der Londoner "Queen Elizabeth Hall" den spektakulären Gig "Games for May", welches auf der gleichnamigen Nummer (ebenfalls von Syd Barrett) beruhte. Sie benutzten ein rudimentäres Quadrophonie System (eine reine Pink Floyd Erfindung), welches schon damals für die Zuschauer den Effekt erzielte, von der Musik umgeben zu sein. Auch diese Idee wurde im Laufe der Zeit von der Gruppe perfektioniert und wurde ebenfalls zu ihrem Markenzeichen.

Die Lightshow bestand wiederum aus den schon bewährten Flüssigkeitsdias, die von einer Filmprojektion, Tausenden von herabschwebenden Seifenblasen sowie einer beachtlichen Menge an Requisiten unterstützt wurde. "Games for May" war revolutionär und die erste Veranstaltung ihrer Art.



erste Auftritte 1967

Poster: See Emily Play (1967)

Die "EMI" erkannte "Games for May" als würdige Nachfolgesingle für "Arnold Layne" und nach Änderung des Titels durch Syd Barrett in "See Emily play" kam der Titel bis auf Platz 5 in den U.K. Charts.
Pink Floyd trat mit "See Emily Play" in der damals populären Musikshow "Top of the Pops" auf. Dieses geschah sehr zum Leidwesen der Gruppe, da sie ihre Musik als Kunst verstanden, die in der Popmusikwelt nichts zu suchen hatte.
"See Emily Play" wurde zwischen den Sessions für die erste Pink Floyd LP "The Piper At The Gates Of Dawn" aufgenommen, die im Juli 1967 fertig war.

Die LP war zum größten Teil Syd Barretts Werk und lieferte für die späteren Alben viele Vorlagen. 10 der 11 Songs und die Zeichnung auf dem Backcover stammten von ihm. Der Titel dieses Albums stammt aus Barretts Lieblingslektüre "Der Wind in den Weiden" - ein Kinderbuchklassiker.
Oft wurde diese LP mit "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band" von den Beatles (dem ersten Konzeptalbum überhaupt) verglichen.


Cover: "The Piper At The Gates Of Dawn" (1967)

Syd Barrett 1968

Syd Barrett stand zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Allerdings hatte sein LSD Konsum gefährliche Dimensionen angenommen. Dieses beflügelte anfänglich seine Kreativität , wurde aber später sein Verhängnis. Mit fortschreitender Zeit wurde er zu einem unsteten Zeitgenossen und brachte mehr und mehr die Auftritte an den Rand einer Katastrophe...
1967 beschloß Manager und Freund der Band Peter Jenner, daß es Zeit ist, den amerikanischen Markt zu erobern und konnte die amerikanischen "Capitol Records" für seine Schützlinge interessieren.
Pink Floyd hatte sich von einer Insidergruppe zu einer bekannten englischen Psychedelicband gemausert. Die LP "Piper At The Gates Of dawn" wurde durch Capitol's Tochterlabel "Tower-records" ohne die Stücke "Astronomy domine" und "Bike" in Amerika zwecks einer Debüttour der Floyds herausgebracht.

Barrett zeigte sich den Fernsehauftritten, Life-Gigs, Fototerminen etc. nicht gewachsen und die Tour mußte abgebrochen werden. Es wurde über einen Ersatzmann (zumindest für die Lifeauftritte) nachgedacht und am 18.2.1968 stieß Barretts alter Schulfreund Dave Gilmour durch einen Telefonanruf von Nick Mason zu den Floyds.

Gilmour galt als hervorragender Gitarrist, hatte Bühnenerfahrung mit der Folkgruppe "Jokers Wild" gesammelt und hatte ein Talent fürs Timing. Seine Riffs (ob schnell oder langsam und zurückhalten) haben das nötige Feeling und sind in sich immer stimmig. Er ist der beste Musiker, den die Floyd je hatten. Seine Fähigkeiten sollten Pink Floyd noch nachhaltig beeinflussen.


Poster: Pink Floyd Ankündigung in USA Fillmore (1967)

Pink Floyd 1968:
Nick Mason (oben links), Roger Waters (oben rechts),
Syd Barrett (Mitte),
Dave Gilmour (unten links), Rick Wright (unten rechts),

Barretts Eskapaden nahmen zu: 30 Minuten denselben Akkord auf der Bühne (was den anderen Gruppenmitgliedern viel Improvisation abverlangte), Schweigen in Talkshows, Nichterscheinen zu Proben, etc.
Manager Peter Jenner scheute sich, Syd Barrett trotz Unstetigkeit vor die Tür zu setzen, da er glaubte, die Gruppe würde ohne seine Songs in die Bedeutungslosigkeit absinken. Somit bestand für ein Vierteljahr lang (bis zum 6.4.1968) Pink Floyd aus fünf Mitglieder.
Dann gab er dem Drängen der anderen vier nach, da Syd Barrett für die Gruppe ein permanenter Störfaktor wurde. Barrett hat die Trennung von "seiner" Band nie ganz akzeptiert. Er kehrte immer wieder zu den Floyd zurück.

Syd Barrett spielte mit Hilfe Pink Floyds anschließend noch zwei Solo Alben ein ("The Madcap laughs", 1969 und "Barrett", 1970), die aber erfolglos blieben. Barrett wandelte Songs ständig ab und variierte sie von Strophe zu Strophe. Rick Wright: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend jemand diese Songs mag. Musikalisch sind sie grauenhaft."

Nach der Trennung von Barrett beschlossen Pink Floyd den Weg von der psychedelischen Subkultur weg und hin zu einer Popgruppe zu beschreiten. Das Management der Gruppe wurde gewechselt und die Agentur NEMS Enterprises übernahm das Geschäft von Peter Jenner. Kurz darauf wurde Steve O'Rourke neuer Manager der Floyd. Er wird von der Band als umsichtig und nüchtern, sowie finanziell clever beschrieben. Künstlerisch ließ er Pink Floyd im Gegensatz zu Peter Jenner freie Hand.


Barrett-Cover: "Madcap laughs" (1969)


Barrett-Cover: "Barrett" (1970)

Roger Waters: ca 1970

Mitarbeiter und Freunde verfolgten den neuen Einschlag mit Skepsis. Die Vorstellung, die Gruppe ohne Barrett zum Erfolg zu führen, wurde als unwahrscheinlich beschrieben.

Roger Waters wurde zur treibenden und schöpferischen Kraft. Waters wurde von seinen Cambridger Freunden als schlagfertig und bis zur Hochnäsigkeit selbstbewusst beschrieben, aber er hielt die Band zusammen und gab viele wichtige Impulse.

Die architektonischen Neigung der drei Mitglieder Mason und Waters gewannen an Einfluß und die anarchistische Spontaneität der Barrett Kompositionen machten komplizierten Konstruktionen Platz, die kaum Improvisationen erlaubten. Das Streben der Band nach Perfektion tat ein übriges.

Am 29.Juni 1968 wurde die zweite Pink Floyd LP "A Saucerful Of Secrets" veröffentlicht. Es war eine Kompilation aus alten und neuen Pink Floyd Songs, deren Gegensätze sich in Barretts "Jugband Blues" und der Titelsuite manifestieren. Das Titelstück - geschrieben von Dave Gilmour - enthielt erstmalig ein Konzept, welches seiner Zeit weit voraus war und an welches sich die Floyd auch in zukünftigen Alben hielten.

Pink Floyd ingnorierte später den Singlemarkt völlig und wurde somit zu etwas völlig neuem: eine Albumband. Die Songs "Let There Be More Light" und "Set The Control For The Heart Of The Sun" von Roger Waters entsprachen einem astralen Image, welches Pink Floyd in Ihrer weiteren Entwicklung pflegten und perfektionierten.


Originalcover:
"A Saucerful Of Secret" (1970)

"A Saucerful Of Secrets" wurde zum zweitem Projekt der EMI nach Sgt. Pepper von den Beatles, dem es gestattet wurde, eigene Designer für das Albumcover einzusetzen. Pink Foyd engagierte hierfür Barretts Mitbewohner Storm Thorgerson und Aubrey Powell. Diese Duo nannte sich "Hipgnosis". Die falsche Schreibweise war beabsichtigt ist als Synthese aus Hip (neu, groovy, gnostisch) und Hypnosis (Hypnose) zu verstehen.
Thorgerson & Co entwarfen bis auf drei Alben alle weiteren Pink Floyd Cover. Ihre Bilder unterstützen die Science Fiction / Fantasy Aura der Gruppe, die Pink Floyd durch fehlende Bandablichtungen auf den Covern zu einer zunehmend gesichtslosen und geheimisvollen Gruppe werden ließ.

spätere Postkarte von "Hipgnosis":
6 Floyd

Cover v.l.n.r:
Atomheart Mother (1970)
Relics (1971)
Dark Side Of The Moon (1973)
Wisk You Were here (1975)
The Wall (1979)
Animals (1976)

Am Erscheinungstag von "A Saucerful Of Secrets" gaben Pink Floyd ein Konzert im Londoner Hyde Park zusammen mit Jethro Tull und Roy Harper, welches die Band ohne Syd Barrett mit Roger Waters als neuen Frontman etablierte.
Es wurde dank ihres unverwechselbaren 3D Sounds und grandioser visueller Effekte ein voller Erfolg.


Cover Soundtrack
"More" (1969)

Cover Soundtrack
"Zabriskie Point" (1969)


Cover Soundtrack
"Tonite let's All Make Love In London" (1969)

Anfang 1969 bekam die Band eine Auftragsarbeit, die Filmmusik zu dem Film "More" zu schreiben.
Es folgten Aufträge zu den Filmen "Zabriskie Point (1969) ", "The body" (1970) und zu einer psychedelischen Zeichentrickserie "Rollo". Eine lyrische Klavierkomposition von Waters aus "Zabriskie Point" wurde vom Produzenten abgelehnt. Es wurde später auf dem Album "The Dark Side Of The Moon" unter dem Titel "Us And Them" veröffentlicht.
Aus "The Body" stammt die Urversion von "Breathe", welches ebenfalls auf "The Dark Side Of The Moon" veröffentlicht wurde.

1970 erschien das das Doppelalbum "Ummagumma". Der Titel ist ein Slangausdruck für "Geschlechtsverkehr, den Roger, Syd und Dave in ihrer Cambridger Zeit aufgeschnappt haben.
Die erste Platte wurde life im "College of Commerce" (Manchester) und im "Mothers Club" in Birmingham (seit langen eine Floyd Hochburg) aufgenommen. Die Platte enthält hervorragende Life-Remakes der Songs "Astronomy Domine", "Careful With That Axe, Eugene", "Set The Controls For The Heart Of The Sun" und "A Saucerful Of Secrets. Auf "Interstellar Overdrive" (immer noch fester Bestandteil der Floyd Gigs) wurde im letzten Moment verzichtet.
Das Coverdesign stammt auch hier wieder von "Hipgnosis".
Dieses ist bis zu "A Delicate Sound Of Thunder" 19 Jahre später das einzige offizielle Life Album der Band.


Hipgnosis - Cover "Ummagumma" (1970)

Die zweite Platte des Albums besteht unter anderem aus Solostücken der einzelnen Bandmitglieder. Die Qualität der Studioscheibe ist durchwachsen und spiegelt die Orientierungslosigkeit der Band Anfang der 70er wieder. Einzig Waters Stück "Grantchester Meadows", indem die Flügelschläge einer Biene den Zuhörer zum Wahnsinn treibt, können künstlerisch bestehen.


Cover: "Atomheart Mother" (1970)

Der Anfang der 70er Jahre war die Zeit des Monumental Rocks, wie ihn Emmerson Lake & Palmer mit "Pictures At An Exhibition" propagierten. In dieser orientierungslosen Phase der Floyd entschlossen sie sich ebenfalls dazu, ein ernstes Monumentalwerk zu schaffen.
So entstand 1970 das Album "Atomheart Mother". Der LP Titel ist die Titelzeile eines Zeitungsartikels aus dem "Evening Standard". In dem Bericht dreht es sich um eine Schwangere mit einem atombetriebenen Herzschrittmacher.
Nach den ersten gescheiterten wildwuchernden Instrumentalaufnahmen baten Pink Floyd ihren Freund Ron Geesin um Hilfe, um in Zusammenarbeit aus dem Material etwas "Grandioses" zu zaubern.

Geesin feilte an den Melodien, überarbeitete die Partitur und engagierte ein klassisches Ensemble für die Aufnahmen in den Abbey Road Studios. Das Ensemble stellte sich als hart und unsensibel heraus und konnte mit den Kompositionen der Floyd nur recht wenig anfangen. Somit waren die Aufnahmen für alle Beteiligten sehr nervenaufreibend.

Zu dem Durcheinander trug noch Syd Barrett bei, der unvermittelt in den Studios erschien. Das Endprodukt wurde von den Kritiken von "grandios, mitreißend" bis "langweilig" bedacht. 20 Jahre später wurde die LP von den Floyd als "ein Haufen Mist" bezeichnet, bereitete aber den Weg um in Dimensionen ihrer späteren Konzeptalben zu denken.

Das Album brachte den Floyd den ersten Nummer Eins Erfolg in den LP Charts. Die anschließende Amerikatournee zog sogar klassische Prominente wir Leonard Bernstein an und die Floyd revanchierten sich mit einen Konzertbesuch der New Yorker Philharmoniker unter seiner Leitung.


Tourneeplakat 1970: San Francisco "Fillmore West"

Trotz all ihrer Multimedia Experimente und wachsender Popularität ging den Floyds die Kreativität aus. Sie steckten ihre ganze schöpferische Energie in ihre Bühnenspektakel, welche ihnen 1971 hinter "Emmerson, Lake and Palmer" den zweiten Platz einer Leserumfrage des "Melodymakers" einbrachte. Den Fokus ihrer Auftritte richteten sie nach Amerika und zum ersten Mal verdienten Pink Floyd richtig Geld.

Die Band wurde - wie Waters sagte - erwachsen und begann sich zu strukturieren: Einerseits die "Architekten" Roger Waters und Nick Mason, die den weiteren Alben die Konzeption und den roten Faden gaben, und andererseits die "Musiker" Rick Wright und Dave Gilmour, die den Songs die Melodien gaben. Die Kombination aus beidem machte Pink Floyd so erfolgreich und einzigartig. Die Irrfahrt der Floyd sollte nun enden.

 

Während eines Konzertes 1971 stellten Pink Floyd ihr neues Stück "Return Of The Sun Of Nothing" mit großem Publikumserfolg vor. Es sollte das Herzstück der nächsten LP werden. Die Herangehensweise war diesmal eine andere als sonst: Pink Floyd buchte im Januar 1971 die Abbey Road Studios, ohne etwas fertig komponiert zu haben.


Pink Floyd ca. 1971: v.l.n.r: Rick Wright, Roger Waters, Nick Mason, Dave Gilmour

So kamen nach diversen Sessions über 36 Fragmente heraus. Die musikalischen Ideen von Gilmour und Wright, wurden von Waters und Mason (den Architekten) zu einem Ganzen zu zusammengefügt.

Nur durch einen Zufall entstand das berühmte "Ping" des Stücks "Echoes", als Rick Wright auf seiner Orgel klimperte. Jedesmal wenn er eine bestimmte Note anschlug, gab es seltsame Resonanzen, so daß der Klang an ein Echolot zur Ortung von U-Booten erinnerte. Das Stück "Return Of The Sun Of Nothing" wurde in Echoes umgetauft und bestreitet die komplette erste Seite der neuen Floyd LP.

Die zweite Seite besteht, wie bei "Atomheart Mother", aus einzelnen zusammenhanglosen Stücken. Das populärste Stück dieser Seite (one of these days) wurde aus einem monotonen Bassriff von Roger Waters entwickelt, der mittels Echohall verfremdet wurde.


Cover: Meddle (1971)

Poster 1971

Am Ende der Session wurde Waters in Gedanken an Syd Barrett zu einem Stück inspiriert, welches später auf "The Dark Side Of The Moon" unter dem Namen "Brain Damage" veröffentlich wurde. Die jetzige LP wurde Meddle (von Medal) genannt und zeigt als Cover ein Ohr, dessen Farben an eine psychedelische Lightshow erinnert und mit Tönen überflutet wird. Dieses wurde durch Wasserwellen dargestellt.

Meddle löste ein unterschiedliches Echo bei den Kritikern aus. Der "Rolling Stone" bezeichnete es als "einen Floyd Killer von A-Z", während der "Record Mirror" und "NME" es als fantastisch und als außerordentlich gutes Album bezeichneten. Vom "Melody Maker" wurde es mit "Viel Lärm um nichts" charakterisiert.

Im Jahr 1972 machte Pink Floyd sich rar. Sie spielten innerhalb einer Woche im Château d'Heronville den Soundtrack zu Barbet Schroeders Film "La Vallee" ein, welches den Titel "Obscured By Clouds" trägt. Das Album enthüllt eine selten gesehene Seite der Pink Floyd - nämlich die der urwüchsigen Rock ‚n' Roller. Erwähnenswert ist Roger Waters Song "Free Four". Das fröhliche Stück zeichnet sich durch einen Text aus, der in zynischer Weise das Klagen eines senilen Mannes über sein Leben auf dem Totenbett beschreibt, welches im Handumdrehen vorbei ist.


Cover: Obscured by clouds (1972)

Des weiteren wurde von Adrian Maben für das europäische Fernsehen das Lifekonzert "Pink Floyd in Pompeji" gedreht. Die Zuschauer sind einzig und allein die zweitausend Jahre alten Fresken und Statuen des antiken Amphitheaters. In dieser gespenstischen Umgebung kamen die unheimlichen Stimmungsbilder der Floyd sehr gut zur Geltung. Der Film wurde mit beträchtlichen Erfolg beim Edinburgher Arts Festival im September 1972 aufgeführt.

Bilder aus "Pink Floyd in Pompeji" (1972), links Dave Gilmour, rechts Nick Mason

Zu dem Zeit arbeitete Pink Floyd bereits an einem neuen Projekt. Die LP "Dark Side Of The Moon" sollte ein weiteres Konzeptalbum werden, indem Pink Floyd ihre persönliche Geschichte aufarbeitete und sich endgültig von Syd Barrett löste. Man wollte eine ganze LP über die Zwänge machen, die einen Menschen - wie z.B. Syd Barrett - in den Wahnsinn treiben kann:Zeit, die wegläuft; der Zwang Geld zu verdienen; organisierte Machtstrukturen; Aggressionen, etc.


Floyd Art von "Hipgnosis" aus dem Album "Pulse" (1995)

Die Band hatte bereits einige Songs in der Schublade wie z.B. "Us and Them", "Breathe", "Brain Damage" und "On The Run" (ein Stück das in während der Pompeji Session im Studio entstand) die zu diesem Konzept paßten. Des weiteren hatten Gilmour und Wright einige weitere musikalische Ideen ausgebrütet.

Eine Stärke von Roger Waters war das Schreiben der Songtexte. Jedem Floyd war klar, das zu diesem Album kein anderer eine Zeile beisteuern sollte, um das Werk in sich stimmig zu gestalten. Demzufolge enthielt der Zyklus nicht nur Anspielungen auf Barretts Geschichte, sondern auch auf die von Waters. Dort wurde der Grundstein zum Charakter "Pink" aus "The Wall" gelegt. "Dark Side Of The Moon" wurde während der Lifeauftritte verändert und weiterentwickelt.

Man achtete auf die Reaktionen des Publikums und perfektionierte den Zyklus bevor es endgültig mit 24 Spuren im Abbey Road Studio aufgenommen wurde. Die Arbeiten erstreckten sich von Juni 1972 bis Januar 1973 mit Unterbrechungen für zwei Tourneen durch USA und Europa.


Cover: Dark Side Of The Moon (1973)

Alan Parsons 1995

Zum hervorragenden Klang der LP trug maßgeblich der Abbey Road Techniker Alan Parsons bei, der später mit ähnlichen Konzeptalben unter eigenem Namen Erfolg hatte. Er ist auch für die Uhren in "Time" verantwortlich, die ursprünglich in einem Antiquitätengeschäft als Demo für den Quadrosound aufgenommen wurde.
Sein größtes Kunststück war die einwandfreie Reproduktion der Herzschläge, Flugzeuge, Explosionen und die regelmäßig wiederkehrenden Uhren und Registrierkassen. Parsons wurde für seine Arbeit 1973 mit dem Grammy für das bestarrangierteste Album des Jahres ausgezeichnet.

Die LP wurde mit diversen Postkarten und einem Poster von Storm Thorgerson herausgebracht. Ursprünglich war mehr Bildmaterial geplant, was dann aus Kostengründen fallen gelassen wurde.

Pink Floyd bekamen mit diesem Album die besten Pressekritiken in ihrer Karriere. "Dark Side Of The Moon" wurde sofort zur Nummer Eins in England und in Europa. Der Aufstieg in die Spitzenposition der USA machte aus Pink Floyd eine Megaband von der Klasse der "Rolling Stones" und "The Who"


Sticker aus "Dark Side Of The Moon"

Poster: Dark Side Of The Moon

Die ausgedehnte Amerikatour tat ein Übriges: Beleuchtungstürme, Parabolspiegel, pink aufsteigenden Rauch und auf die Bühne stürzende Flugzeuge. "Dark Side Of The Moon" brach alle Verkaufszahlen und führte noch 2 Jahre nach der Veröffentlichung die Billboard Charts an. Es konnte sich mit Unterbrechungen über zehn Jahre in den Billboard Charts halten und verschwand am 23 Juli 1983 endgültig nach 736 Wochen. Er ist bis heute das viertbest-verkaufte Album der Welt.

Nach "Dark Side Of The Moon" hatte sich die Situation der Floyd radikal verändert. Sie hatten gegenüber der Musikindustrie eine Position der Stärke und aus Pink Floyd ist ein Produkt geworden.

Pink Floyd wechselte von Capitol zu Columbia. Als letzte "Pink-Floyd-Tat" brachte Capitol in Amerika ein Doppelalbum der alten Floyd Alben "A Saucerful Of Secrets" und "The Piper At The Gates Of Dawn" heraus, die bis dahin in den USA nur schwer erhältlich waren. Es erschien unter dem Titel "A Nice Pair". Da Thorgerson kein Coverdesign hervorbrachte, welches besonders herausstach, entschied man sich, alle dafür in Frage kommenden Cover in Miniaturen auf das endgültige Cover zu bringen (18 an der Zahl). Es verkaufte sich in den USA mit Ausnahme von "Dark Side Of The Moon" besser als jedes vorige Floyd Album.


Cover "A Nice Pair" (1974)

Von Columbia bekam Pink Floyd bei Vertragsunterzeichnung 1974 eine Million Dollar Vorschuß für ein neues Album. Die Erwartung an das Nachfolgealbum seitens der Fans und der Musikindustrie waren hoch, was die weitere Kreativität hinderte. Pink Floyd hatte bis zu dem Zeitpunkt alle ihre Ziele erreicht.

Man versuchte es mit einer radikalen Änderung, indem man begann Stücke zu entwickeln, die nur mit Dingen des täglichen Bedarfs gespielt wurden (z.B. Klebeband, Weinflaschen, Gummibänder, Spraydosen, Wassereimer etc.). Es wurden sogar 3 Tracks eingespielt. Das Projekt "Household Objects" wurde allerdings mit Rücksicht auf die Plattenindustrie fallen gelassen.
Pink Floyd widmete sich für eine Zeit dem eigenen Privatleben und zog sich in die eigenen Villen zurück. Roger Waters Scheidung in Jahr 1975 versorgte das spätere Projekt "The Wall" mit "einem weiteren Stein in der Mauer" und ließ ihn radikaler in seinen Ansichten werden. Das Thema der einsamen Reise eines Menschen durch eine kalte brutale Welt begann alle seine weiteren Texte zu bestimmen. Den Auftakt machten 3 lange Stücke, die sich mit Syd Barretts geistiger Zerrüttung auseinandersetzten.


Dave Gilmour
mit Tochter Ginger und Frau Alice (1976
)


Die legendäre Kreisleinwand (Durchmesser 18 Meter)
während der "Division Bell" Tour (1994)

Diese Stücke wurden für eine Minitournee durch Frankreich 1974 einstudiert, die als Probelauf für eine ausgedehnte Englandtournee diente. Später erschienen die Stücke in stark veränderter Form auf "Wish You Were Here unter dem Titel "Shine on you crazy Diamond".
Pink Floyd beschäftigte sich mit den Dreharbeiten weiterer Kurzfilme, die auf die neue (heute legendäre) Kreisleinwand projiziert werden sollten. Weitere Verbesserungen waren das technisch hochentwickelste Mischpult der Rock ‚n' Rollgeschichte und eine riesige verspiegelte Kugel für die Bühnenshow.


Pink Floyd hielt sich den Medien gegenüber sehr zurück und gaben nur in sehr seltenen Fällen Interviews. Der Hauptverantwortliche für dieses Verhalten war Roger Waters, der jedes Interview als Eindringen in seine Privatshäre und als persönlichen Angriff interpretierte. Diese Zurückhaltung verstärkte, zunehmend zu den gesichtslosen Covern der Floyd, den Nimbus des Geheimnisvollen. Anfang 1975 kehrten Pink Floyd in die Abbey Road Studios zurück, um das Problem der nächsten Platte zu lösen.

Nachdem sie Ihr Können mit "Dark Side Of The Moon" unter Beweis gestellt hatten, konnte die Band sich Barretts Schatten stellen. Das Stück "Shine on You crazy Diamond" wurde für das neue Album fest eingeplant. Dennoch waren die Floyd nur körperlich anwesend und eine allgemeine Mechanik war zu spüren. Keiner war richtig bei der Sache und die Arbeit schien die meisten Gruppenmitglieder zu langweilen. Der Knoten platzte bei einem heftigen Gruppentreffen, als Waters erklärte, daß das neue Album nur ein Erfolg werden könne, wenn es genau von dieser Situation handelt.


Emblem der LP "Wish You Were Here" (1975)

Designbild über Abwesenheit von Storm Thorgerson
Cover "Wish You Were Here" (1975)

Das Ergebnis waren drei neue Nummern. Mit "Have A Cigar" spielten Pink Floyd auf den Druck der Plattenindustrie an, weitere Hits wie "Dark Side Of The Moon" zu produzieren. "Welcome to The Machine" spiegelte zusätzlich auch die Mechanik der Sessions wider. Das Stück "Wish You Were Here" hat die mangelnde Begeisterung der Band zum Thema. Die Texte paßten im Übertragenem auch zu der Misere von Syd Barrett, so daß "Wish You Were Here" sich zu einem geschlossenen Konzeptalbum entwickelte. "Wish You Were Here" ist deswegen so wirkungsvoll, weil die Balance zwischen Waters konzeptionellen Fähigkeiten und Gilmours klassischer Floyd Atmosphäre sehr ausgewogen ist.

Noch nie war eine Floyd LP so sorgfältig und anspruchsvoll ausgestattet worden wie dieses. Storm Thorgerson setzte das Konzept "Abwesenheit und "Mechanik" mit seinen Bildern für das Cover sehr gekonnt um. Die Thematik von "Welcome to The Machine" legte einen Händedruck nahe, der einen gefühlsmäßige Leere ausstrahlt. Aus der Idee "Abwesenheit einer Person" entstand das Bild mit dem Vorhang in einem windigen Wald. In Anspielung auf das Musikbusiness entstand das Bild, in dem ein Geschäftsmann seinem Ebenbild die Hand schüttelt und dabei in Flammen aufgeht.


Cover "Wish You Were Here" (1975)

Plakat zur Lifepremiere von "Wish You Were Here"
1975 im Knebworth Park

Das Cover wurde trotz Bedenken der Plattenindustrie in eine schwarze Plastikfolie eingeschweißt, um auch hier Abwesenheit zu symbolisieren. Das Bild der Geschäftsleute ziert nach Auspacken das eigentliche Cover.
Die britische Lifepremiere fand am 5 Juli 1975 in Knebworth statt. In Amerika eroberte das Album in der zweiten Woche Platz eins der Billboard Charts und in England stieg es mit einer Viertelmillion sofort an die Chartspitze. daraufhin war EMI nicht in der Lage die unerwartete Nachfrage zu befriedigen. Selbst als die Presswerke Sonderschichten fuhren, konnte nur 50% des Einzelhändlerbedarfs gedeckt werden. Pink Floyd zog sich für den Rest des Jahres in die Anonymität zurück, während sich die Musikszene deutlich änderte.


Faschisten im Film The Wall

Im Sommer 1976 erschütterte eine zweistellige Inflationsrate und eine kränkelnde Wirtschaft ganz England. Hunderttausende von Teenagern wurden aus den Schulen entlassen und fanden keine Arbeits- oder Ausbildungsstellen, was zu einer großen Unzufriedenheit der Jugendlichen führte. Des weiteren endete der Notting-Hill-Karneval in Rassenunruhen und die weiße Unterschicht schloß sich faschistischen Bewegungen an, die sich gegen Pakistanis richtete.
Dieses Phänomen wurde 1979 von Pink Floyd in "The Wall" karikiert.

In diesem Umfeld entstand Sommer 1976 eine neue Jugendbewegung (Punk Rock), die sich gegen die aktuellen gesellschaftspolitischen Gegebenheiten, sowie gegen Selbstzufriedenheit, Spießertum und Nostalgie stellten. Auch Roger Waters setzte mehr auf Einfachheit und klare Aussagen in seinen Texten. Waters Sicht über den beklagenswerten Zustand der nationale und weltpolitischen Verhältnisse (von dem seiner Psyche ganz zu schweigen) bestimmte zunehmend die Musik von Pink Floyd. Waters versucht die Gruppe auf bestimmte Inhalte zu konzentrieren und direkter werden zu lassen. Seine zunehmende Unnachgiebigkeit und Dominanz sorgte in der Gruppe zunehmend für Schwierigkeiten.


Animals Tour 1977 im Madison Square Garden:
Roger Waters mit Kopfhörer

Die Aufnahmen für das neue Album "Animals" begannen 1976 in der Britania Row - eine von Pink Floyd gekaufte und zum Studio umfunktionierte Kapelle. Die Texte erinnern leicht an George Orwells Buch "Farm der Tiere", in denen Roger Waters die Menschheit in 3 Kategorien einteilt:


Battersea Power Station:
Die Vorlage für das Animals Cover

Die Schweine als Moralisten (selbstgerecht und tyrannisch)

Die Hunde als skrupellose Pragmatiker, die sich mit allen Mitteln den Weg zur Spitze freikämpfen

Die Schafe als dumme unkritische Masse, die von den Schweinen und Hunden mißbraucht werden.

Jedem dieser 3 Kategorien ist auf "Animals" ein Song gewidmet. Die zweiteilige Ballade "Pigs on the Wing" eröffnet und schließt das Album. Ohne diese Ballade wäre das Album ein zorniger Aufschrei hemmungsloser Verachtung gewesen.

 
 

Auch wenn die Arbeit an "Animals" nicht von künstlerischen Schwierigkeiten überschattet wurde, dauerte die Fertigstellung 10 Monate, weil der bewährte Floyd Soundstandard im eigenen Studio mit entsprechend bescheidenen Mitteln nur schwer erreicht werden konnte.
Das Cover zeigt den Komplex des Londoner Kraftwerks "Battersea Powerstation" (siehe oben) über dem ein riesiges aufblasbares Schwein fliegt, welches von nun an zum Inventar der gigantischen Bühnenshows gehörte. Während der Fotosessions geriet das Schwein außer Kontrolle und trieb auf den Londoner Flughafen Heathrow zu, wo es bei den Fluglotsen für Überraschung und Bestürzung sorgte.


Cover: Animals (1977)

In the Flesh Tour 1977:
Madison Square Garden New York

"Animals" ist in lyrischer Hinsicht eines der überzeugendsten und mutigsten Floyd Konzeptalben. Es liefert Roger Waters' soziologischen Bosheiten pur und er sorgte auch dafür, daß der typische getragene Gesang und die sphärischen Orgelklänge auf der fast völlig fehlten. Pink Floyd haben noch nie so kompromißlos gerockt.
Am Tag seiner Veröffentlichung (23.01.1977) gingen die Floyd auf eine sechsmonatige Tournee, beiderseits des Atlantiks.
"In the flesh" - wie die bislang größte Bühnenshow genannt wurde - zeichnete sich vor allen durch seine riesigen aufblasbaren Requisiten aus.

Leider ließ Logistik und synchrones Spielen zu den zum Standard gehörenden Filmen keinen Raum für Improvisationen und Nähe für das Publikum. Dazu war es nötig, daß z.B. Roger Waters während des ganzen Konzerts Kopfhörer tragen mußte. Erstmals traten Pink Floyd in Stadien auf, was die Gruppe - entgegen den damals favorisierten Konzert Idealen der Punkrockzeit - sehr stark von den Fans entfernte. In der Kritik stieß die perfekt inszenierte Show daher auf geteiltes Echo. So schrieb der "Melody Maker" sinngemäß, daß der nächste logische Schritt ein paar Puppen mit Floyd-Masken auf der Bühne sein dürften.


In the Flesh Tour 1977:
Madison Square Garden N.Y
.

Tourplakat
"In The Flesh" 1977 Oakland

Tourplakat
"In The Flesh" 1977 Montreal

Das Roger Waters bereits in solchen Kategorien dachte, macht folgender Sachverhalt deutlich:
Waters empfand auf dieser Tournee sein Publikum von bis zu neunzigtausend Köpfen als monolithisches, gefühlloses, brüllendes Ungeheuer. Sein gebrochenes Verhältnis zum Publikum wurde in dem letzten Konzert der Tour in Montreal deutlich, wo er seinen Haß auf einen Fan in der ersten Reihe konzentrierte und ihm direkt ins Gesicht spuckte.
Nach der Rückkehr nach England gelobte Roger Waters, daß wenn er jemals wieder mit Pink Floyd auftreten sollte, würde er hinter einer riesigen Mauer spielen.

Pink Floyd ging nach dieser Tournee wieder separate Wege. Roger Waters zog sich aufs Land zurück, um an "The Wall" zu arbeiten. Dave Gilmour und Rick Wright begannen an Soloprojekten zu arbeiten. Gilmour aktivierte seine frühere Gruppe Bullitt und spielte die LP "Dave Gilmour" ein. Während der Demo Aufnahmen entstand auch eine Rohfassung des Stückes "Comfortably Numb", welches später auf "The Wall" erschien. Die LP, die Gilmour als Kontrapunkt zur floydschen Perfektion sah, verkaufte sich nur mäßig.

Ende 1978 trafen sich die Floyd wieder in ihrem Britannia Row Studio, um ihr nächstes Album einzuspielen. Waters kam aus seinem Landhaus mit dem Konzept "The Wall" zurück. Roger Waters plante "The Wall" von Anfang an als Multimediaprojekt, welches aus Album, Konzert und Film bestehen sollte. Die Ideen basierten auf der Erfahrung des letzten "In The Flesh" Konzertes in Montreal, wo er seine Abscheu gegenüber dem Publikum sehr deutlich ausdrückte.


Poster "The Wall"

Lehrer drückt seine Schüler durch den Fleischwolf
(aus dem Film "The Wall")

Das "The Wall" trotz seiner Universalität ein persönliches Werk Roger Waters ist, wird an den Parallelen von Waters Leben zu dem seiner Hauptfigur "Pink " deutlich.
Waters verlor seinen Vater im zweiten Weltkrieg und wurde durch die Liebe seiner Mutter fast erdrückt. Weitere Elemente sind Pinks Heirat einer treulosen Schlampe, die jene Parallele zu Waters früherer Frau Judy widerspiegelt, sowie ein unmenschliches Bildungssystem, welches in "Another Brick in the Wall (Part II)" eindrucksvoll beschrieben wird.

Die Barriere der Floyds zum Publikum während der "In The Flesh" Tour gipfelt in den Stücken "Good Bye Cruel World" und "Bring The Boys Back Home". Danach wird der halluzinierende Star Pink (symbolisch Pink Floyd) durch einen Arzt per Spritze wieder zum Leben erweckt. Der zweite Teil läßt die Gruppe in Form der Figur Pink wiederauferstehen. Die Idee dahinter war, daß in den sympathischen, alten Pink Floyd, das böse Ego erwacht.


Bild aus dem Film "The Wall" und ein Symbol für das böse Ego der Floyd

Bob Ezrin 1993

"The Wall" umfaßt 26 lyrikgeladene Songs und in Anbetracht der Komplexibilität des Themas entschied sich Roger Waters einen Coproduzenten als Mitarbeiter hinzuzuziehen. Seine Wahl traf den damals 29 Jahre alten Kanadier Bob Ezrin, der bereits Kiss, Alice Cooper sowie Lou Reed produziert hat. In der "Britannia Row" unterzogen Gilmour und Ezrin Waters' Demo einer intensiven Analyse und begannen die Handlung zu straffen, Jahreszahlen zu streichen, sowie die Musikstücke zu sichten und neu zu ordnen. Roger Waters begann weitere Songs für das Doppelalbum zu schreiben, die entsprechend integriert wurden. Fertiggestellt wurde das Album aus steuerrechtlichen Gründen in den "Super Bear Studios" in den USA und "Britannia Row" erschien nicht im Impressum des Albums.

Eine wichtige Komponente des Albums sind die Soundeffekte die von Bombenflugzeugen über Telefongeräuschen bis hin zu Babygeschrei reichten. Nick Griffith stellte diese Soundeffekte in der Britannia Row zusammen. Sein bemerkenswertester Beitrag war eine Gruppe Schulkinder, die das einstrophige Chorthema in "Another brick in the wall (Part II)" sangen: Er schlug der nächsten Schule in der Nähe der Britannia Row vor, ins Studio zu kommen und dort zu singen.


Lehrer im Film "The Wall"

Cover "The Wall" 1979

Als Gegenleistung sorgten die Floyd dafür, daß das Schulorchester im floydeigenen Studio Aufnahmen machen durften.
Trotz der Bedenken der Schule bezüglich des Textes, wurde eingewilligt und die Aufnahmen waren in einer halbe Stunde abgeschlossen. Als die Floyd das Band in Los Angeles erhielten war die Begeisterung so groß, sodaß der Kinderchor entgegen der ursprünglichen Planung in den Vordergrund gestellt wurde. Eine Woche nach Veröffentlichung am 16.11.1979 führte "Another brick in the Wall (Part II)" mit 340000 verkauften Singles die UK Charts an und im Januar waren über 1 Mio. Singles verkauft - Ein Phänomen, was sich beim Doppelalbum wiederholte und nach "The Dark Side Of The Moon" Pink Floyds bestverkauftes Album wurde.

Zu diesem Zeitpunkt deuteten bereits einige Zeitungen an, daß Gilmour, Wright und Mason bereits unter Waters Dominanz und Überheblichkeit litten. Gilmour konnte seine Ideen kaum umsetzen, hielt aber still, um das Projekt nicht zu gefährden. Roger Waters sah ""The Wall" hauptsächlich als sein Projekt, zu dem Gilmour nur mäßig, und die anderen Floyds nichts beigetragen hatten. Aus diesem Grund drängte Waters mit Einverständnis Gilmours Rick Wright aus der Gruppe. Grund: Wright erschien zu einer der letzten Albumsessions nicht.


Rick Wright 1979

Cover " A Collection Of Great Dance Songs" (1980)

Pink Floyd zahlte Rick Wright aus und es wurden Honorare für die Projektfertigstellung vereinbart. Diese Tatsache wurde offiziell nicht bekannt gegeben. Nie war der Ruf der Floyd als Geheimniskrämer so gerechtfertigt, wie zu diesem Zeitpunkt. Waters Ungeduld mit Nick Mason wurde mit dem Nichterwähnen auf den Cover bestraft.

In weitere Ungnade fiel Storm Thorgerson, der diesmal nicht das Cover der Floyd kreierte. Dave Gilmour intervenierte erfolglos, setzte aber durch, daß Thorgerson das Cover zum Sampler "A Collection Of Great Dance Songs" kreierte, da Waters an diesem Album wenig Interesse zeigte.

Als Waters "The Wall" auf die Bühne und auf die Leinwand bringen wollte, fand er in Gerald Scarfe, einen idealen Mitstreiter. Scarfe, ein unverbesserlicher Zyniker, dessen Zeichnungen und Figuren an das visuelle Äquivalent der Post-Animals-Musik erinnerten, begann aufgrund Rogers Rat, sich zunächst auf die Bühnenshow zu konzentrieren, um sie dann als Sprungbrett für den Film nutzen zu können.


Scarfe Cartoon in "The Wall"
Blumen verwandeln sich in Bestien

Scarfe Puppe der Bühnenshow:
Lehrer

Scarfe Puppe der Bühnenshow:
Frau

Gerald Scarfe arbeitete mit rund vierzig Zeichnern rund ein Jahr an den Animationen bis die Filme für die Show standen. Es wurden riesige Requisiten für die Bühnenshow angefertigt, zu der auch eine überdimensionale Lehrermarionette gehört. Da dieses die spektakulärste Show der Floyd werden sollte und der Aufbau in den Arenen entsprechend lange dauern würde, gab sich die Band mit wenigen Spielstätten zufrieden, in denen jeweils mehrere Vorstellungen stattfanden.

Die größte Herausforderung stellte die während der Show aufzubauende Mauer selbst dar, die unzählige Roadies zum Aufbau erforderte. Zur Errichtung waren mehrere Hebebühnen erforderlich, von denen die Crew die Steine an ihren Platz hieven konnte. Des weiteren mußten große Auffangnetze installiert werden, um die Band während des Einsturzes am Ende des Konzerts unverletzt zu lassen.


Bauanleitung für die in der Show
zu benutzenden Bühnensteine

Bühnenshow "The Wall"

Die Show begann mit der Nummer "In The Flesh", die von einer "Ersatzband" mit Floyd Masken gespielt wurde, um den Bezug zur Animals Tour 1977 "In The Flesh" herzustellen. Erst danach kamen die Floyd selbst auf die Bühne. Dave Gilmour fungierte in den Shows als Gitarrist, Dirigent und logistischer Leiter, der sämtliche Einsätze für die Musiker und die Bühnencrew gab,was dem Musiker in ihm nicht immer gefiel.

In dieser Zeit war die Mauer zwischen den Floyd und den Medien größer als je zuvor. Keine Interviews und herausgerissene Filme aus Kameras waren an der Tagesordnung. Bob Ezrin wurde aus dem Floyd Lager verbannt, weil er trotz Waters Verbot der Presse Auskunft gab. Es schien als würden die Floyd ihre in "The Wall" beklagten faschistischen Impulse selbst annehmen, wobei Waters der treibende Motor war.

Während der Shows formte sich in Waters das Bild, wie der Film als Fortsetzung der Shows eine Fusion aus Scarfes Zeichentrickfilmen und den Auftritten der Floyd mit fortschreitender Handlung werden würde.


Pinks Zimmer in der Bühnenshow

Bühnenshow: der Riesenlehrer

Außerdem sah er sich als Star in der Rolle des Pink, was aber - sehr zu seinem Leidwesen - fallengelassen wurde, da er nicht über die schauspielerischen Qualitäten verfügte. Der regieführende Alan Parker und Gerald Scarfe taten alles um Roger Waters diese Rolle auszureden. Man entschied sich dann für Bob Geldof (Leadsänger der Boomtowns Rats), der eine charismatischere Ausstrahlung hatte.

Im Juni 1981 führten Pink Floyd "The Wall" wieder im Londoner "Earls Court" auf, um die Konzertaufnahmen für den Film zu bekommen. Das Material war unbrauchbar und Alan Parker überzeugte Waters, daß die Zuschauer zu sehr verwirrt werden, wenn der Film als Konzertfilm und als Scarfe Cartoon inszeniert wird. Als Folge wurde Pink Floyd ganz aus dem Film verbannt.


Bühnenshow: Scarfe Filme auf der komplettierten Mauer
Die Dreharbeiten fanden überwiegen in den Pinwood Studios in der Nähe von London statt. Laut Geldof war die Atmosphäre während der Dreharbeiten "ein Minenfeld aus explodierenden Egos" (Parker, Scarfe, Waters), das aus gegenseitigen kindischen Beschuldigungen bestand und den Kleinkrie zwischen Waters und dem Rest der Welt wiederspiegelte.

Nach dem Start des Filmes sahen viele Kritiker "The Wall" als Selbstzweck, obwohl er alle Kassenrekorde brach und sich auch als Videokassette noch lange gut verkaufte. Er brachte Pink Floyd das Geld wieder, daß sie durch die Bühnenshow verloren hatten und bescherte ihnen sogar einen zusätzlichen Profit. Der Film war seiner Zeit um Jahre voraus. Die Weltpremiere fand am 14.07.1982 in London mit Eintrittspreisen zwischen 30 und 50 Pfund statt. Anwesend waren Geldof, Parker, Scarfe und Rockstars wie Pete Townsend und Sting. Bis auf Rick Wright waren alle drei Floyds zugegen und wurden mit Standing Ovations begrüßt.


Bühnenshow: Pink Floyd vor der komplettierten Mauer

Pink auf dem Schlachtfeld in "The Wall"

Da speziell für den Soundtrack einige Stücke neu geschrieben und andere neu arrangiert wurden, plante man, den Soundtrack in voller Länge unter dem Titel "Spare Bricks" herauszubringen. Als diese Arbeit anstand, tobte bereits der Falkland Krieg, der Roger Waters in anbetracht des Kriegstod seines Vaters sehr betroffen machte. Roger schrieb einige neue Stücke. So wurde aus den "Reststeinen" und den neuen Songs "The Final Cut", ein Zyklus, der Waters Wut auf Generäle und Politiker ausdrückte, die junge Männer in den Kriegs schicken.

Mit diesem neuen Zyklus erklärte Dave Gimour sich nicht einverstanden, da dort einige Stücke auftauchten, die bereits für "The Wall" als zu schlecht abgelehnt wurden. Gilmour bot Waters an, einige musikalische Ideen zu entwickeln, aber Waters bestand aufs Weitermachen mit dem bereits zur Verfügung stehenden Material. Er drohte,das Projekt platzen zu lassen, wenn Gilmour nicht als Co-Produzent zurücktritt. Gilmour verzichtete, und er und Nick Mason wurden in die Rolle von Hilfskräften gezwängt, was den Unmut der beiden Floyd hervorrief. Waters war somit auf eigenen Wunsch auf sich alleine gestellt.


Coverentwurf von Roger Waters:
"The Final Cut" (1983)

Roger Waters

Auf dem Finale der LP wurde Nick Mason durch die Studiodrummer von Roxy Music Andy Newmark ersetzt, da Waters sich mit Nicks Leistungen nicht zufrieden gab. Sogar das Cover entwarf Roger Waters alleine, selbst die Fotos stammen vom Bruder seiner Frau - dem "Vogue" Fotografen Willie Christie. Letztendlich war "The Final Cut" Roger Waters erstes Soloprojekt. Auf dem Cover wurde vermerkt: Von Roger Waters - gespielt von Pink Floyd. Die Aufnahme wurden in acht verschiedenen Studios aufgenommen. Britannia Row gehörte nicht dazu, da Waters (wie Wright) seinen Anteil an Gilmour und Mason verkauft hat. Am Ende gehörte es Nick Mason allein.

Der Produktionsstandard spiegelte das technisch Machbare wieder. Es wurde Waters experimentelle Holophonietechnik eingesetzt, die Soundeffekte besonders realistisch erscheinen ließ. In diesem Punkt schließt "The Final Cut" am ehesten an die sonischen Glanzzeiten der vorigen Floydalben an, ist aber nicht gerade ein typisches Floydalbum. Nach Gilmour enthält es Songfüller, die schon seit Jahren auf keiner Floyd LP mehr zu hören waren. Literarisch gesehen ist es Waters reifstes Werk.

Ursprünglich sollte auch nach Erscheinen des Albums eine Bühnenshow folgen. Die ersten Konzerte waren für November 1983 geplant, aber Waters ließ die Sache platzen, was seine Kollegen entsprechend verbitterte. Noch vor Erscheinen des Albums arbeitete Gilmour bereits an einer zweiten Solo LP "About Face" und Waters widmete sich seinem Songzyklus "The Pros And Cons Of Hitch Hiking", welches von Pink Floyd vor "The Wall" abgelehnt wurde.


Cover der Waters Album
"The Pros And Cons Of Hitch Hiking" (1984)

Cover des Gilmour Albums:
"About Face" (1984)

Gilmours "About Face" präsentierte 1984 sich als geschliffenes Album mit einer vertraut klingenden Stimme und Gitarre. Die Melodien machten deutlich, dass Waters doch nicht die einzige treibende Kraft bei den Floyd gewesen war. Mitten in den Aufnahmesessions holte Gilmour sogar Bob Ezrin wieder als Co-Produzenten ins Boot und ließ sich einige Texte von Pete Townsend schreiben. "About Face" beinhaltete einen klagevollen offenen Brief an Waters mit dem Titel "You know I'm right", den Gilmour selber textete.

Da Waters sehr überzeugend den Eindruck verbreitet, Pink Floyd zu sein, war das interesse an "About Face" in den Medien eher gering. Auch mit der anstehenden Solo Tour musste Gilmour feststellen, dass der erwartete Durchbruch ausblieb. Viele Konzerte mussten mangels Interesse abgesagt werden und zu einigen Gigs kamen oft nur 800 Personen.


Gilmours "About Face Tour":
14 Juli 1984 Merriweather-Post Pavillion, Columbia

Dave Gilmour 1985

Auch Waters merkte, dass er alleine nicht an den Erfolg der Floyd anknüpfen konnte, obwohl er auf viele Floyd Song zurückgriff. Auch wenn er auf seiner "Pros And Cons Tour" den größten Gitarristen England Eric Clapton verpflichtete, war das Fehlen von Dave Gilmour merklich, zumal Claptons Virtuosität nicht voll ausgenutzt wurde. Da "The Pros and Cons of Hitch Hiking" zu den wortreichsten Alben in der Geschichte des Rock ‚n' Rolls gehörte, blieb den Musikern kaum der Freiraum musikalische Akzente zu setzen. Die lawinenartine Wortflut ist mit einem verblüffenden Mangel an Wohlklang gepaart. Nur bei dem letzten Stück des Albums "5.01 am" spürt man den Hauch einer Melodie. Die Kritiken waren entsprechend feindselig und man schlussfolgerte, dass der musikalisch bedeutendste Floyd wohl doch Dave Gilmour gewesen sein muss.

Im März 1985 startete Waters seine zweite Nordamerika Tournee. CBS weigerte sich, seine Tour zu unterstützen, da es kein neues Album zu promoten gab. Man ließ ihn wissen, dass CBS in erster Linie an einem neuen Floyd Album interessiert war, was sein Verhältnis zu den Plattenfirmen entsprechend abkühlen ließ. Mason besuchte eine seiner Shows und ihm missfiel sehr stark, dass die Floyd Songs durch andere gespielt wurden. Gilmour, Mason und Manager Steve O' Rourke waren einer weiteren Existenz Pink Floyds ohne Roger Waters nicht abgeneigt. Diese Neuigkeit fiel mit der Veröffentlichung von Masons Album "Profiles zusammen und Gilmour zementierte seine Allianz zu Nick Mason, in dem er den Gesangspart der Singleauskopplung "Lie For A Lie" übernahm.


Albumcover "Profiles (1985)

Gilmour mit John und Nick Taylor von Duran Duran 1985

Gilmour trat 1984/85 aus dem Rampenlicht und arbeitete an einigen Projekten seiner Bewunderer mit, zu denen unter anderem Paul McCartney und Duran Duran gehörten. Des weiteren wirkte Gilmour an den Roxy Music / Bryan Ferry Alben "Boys and Girls" und "Bête Noire" mit, ebenso wie bei Grace Jones' legendären Album "Slave To The Rhythm".

Da Waters sich in keiner Weise mehr den Floyd verpflichtet fühlte und im Juni 1985 Peter Rudge als seinen persönlichen Manager einstellte, entbrannte ein Streit zwischen ihm und Steve O' Rourke über seine weiteren Verpflichtungen in künftigen Floyd Projekten.

Um aber Steve O' Rourke entgültig loszuwerden, benötigte Waters die Unterschrift von Mason und Gilmour, die sich standhaft weigerten, ihren Manager vor die Tür zu setzen.

So blieb Roger Waters nur die Möglichkeit, die Band offiziell zu verlassen und er bat EMI und CBS, ihn aus seinen vertraglichen Verpflichtungen als Mitglied der Gruppe zu entlassen.

Dieses wiederum eröffnete Gilmour und Mason die Möglichkeit, Pink Floyd ohne Waters unter gleichem Namenweiterzuführen . Als Rick Wright von einer Neuauflage Pink Floyds ohne Waters hörte, setzte er sich 1986 mit Gilmour in Verbindung.

Dave Gilmour

Roger Waters

Nick Mason
Richard Wright

Gilmour war entschlossen zu beweisen, dass Pink Floyd ohne Waters zum Erfolg kommen wird, was zu dieser Zeit eine recht unpopuläre Meinung in den Medien war. Aus Vorsicht verbreitete er öffentlich, dass das folgende Projekt als Soloprojekt oder als Startschuß für eine neue Band dienen könnte.

Er verpflichtete 1986 eine große Anzahl talentierter Mitarbeiter, zu denen auch Bob Ezrin gehörte um das Projekt "A Momentary Lapse Of Reason" einzuspielen. Bob Ezrin war künstlerisch der wichtigste Partner bei den neuen Pink Floyd. Da beide der Überzeugung waren, ohne ein Konzept wäre eine neue Floyd LP nicht perfekt, gab es Überlegungen potentielle Konzeptionisten wie Eric Stewart (10.c.c) anzuheuern. Letztlich gab man sich mit den Songs als solches und einem lockeren Motiv zufrieden, das durchs Umfeld geprägt wurde - Daves modernes zu einem Tonstudio umgebautes Hausboot "Astoria". Anthony Moore wurde als Co-Texter engagiert und er schrieb auch den Text zu "Learning to fly", der durch Daves eigenem Flugunterricht inspiriert wurde.

Die Plattenfirmen waren von den Songs aufgrund des Mangels an Floyd-Stil nicht sehr angetan. Somit wurde dieses Album von allen Beteiligten nochmals leicht überarbeitet. Es war ein riskanter Versuch, ein Floyd Album zu produzieren, da die Rockwelt sich 1986 keine Band Pink Floyd ohne Waters vorstellen konnte.

Um den neuen Floyd in den Medien größere Glaubwürdigkeit zu verleihen, lud man Rick Wright am Ende der Sessions ein und er steuerte ein paar Backgroundverstärkungen bei. Storm Thorgerson wurde wie in alten Tagen für das Cover engagiert. Hier ist zu erwähnen, dass die 800 Betten tatsächlich aufgestellt wurden und es sich bei dem Bild nicht um eine Fotomontage handelt. Das Album wurde am 8 September 1987 veröffentlicht, bekam gute Kritiken und ist laut Musikzeitschrift "Sounds" eine Rückkehr in das Land, wo Diamanten verrückt sind, Monde dunkle Seiten und Mütter Atomherzen haben. In den Billboard Charts schoß es in der ersten Woche auf Platz 3 und in den USA wurden schließlich 3 Millionen Exemplare verkauft.
Ein Erfolg, den Waters neue CD Radio K.A.O.S nicht annähernd erreichte.

Comebackalbum 1987:
"A Momentary Lapse Of Reason"

Pink Floyd 1990

1986 richtete die Pink Floyd Music Ltd. (seit 1973 die Dachfirma der floydrelevanten finanziellen Transaktionen mit O' Rourke und den 4 Floyds als Direktoren und Teilhabern) ein eigenes Bankkonto für das neue Floyd Album ein. Als Waters dieses in einer Vorstandssitzung erfuhr, raste er vor Wut. Waters versuchte, einen höchstrichterlichen Beschluß über die Auflösung der Partnerschaft und damit der Gruppe zu erreichen. Er versuchte so, mit dem Argument der kreativen Erschöpfung, den Gebrauch des Gruppennamens zu verhindern. Nach Waters Meinung hätte nur er als ehemaliger Kopf der Gruppe das Recht, sich Pink Floyd zu nennen.

Die Konkurrenz der beiden parallel stattfindenden Touren "K.A.O.S." und "A Momentary Lapse Of Reason" ließ die Feindschaft rasch eskalieren. Waters setzte Promoter die versuchten, Pink Floyd-Konzerte anzusetzen, mit Drohbriefen unter Druck. Pink Floyd musste viel Geld und Rechtsanwälte bereithalten, um innerhalb kürzester Zeit reagieren zu können. Die Medien wurden von Waters gegen die Floyds ausgenutzt und der interne Krieg eskalierte zu einer großen öffentlichen Schlammschlacht, die in einer Meldung von "The Sun" gipfelte, wonach Waters "einen Künstler beauftragt hat, 150 Rollen Toilettenpapier mit Gilmours Gesicht anzufertigen. Letztlich überließen Gilmour und Mason Waters die Rechte an der "Wall Show" und Pink Floyd durfte ihren Gruppennamen weiterführen.


Tourplakat 1988 in Nantes (Frankreich)

Nick Mason, Comeback Tour 1989 / 90

Die neue Floyd Show wurde in 5 Monaten entwickelt und die Startkosten beliefen sich auf über 3 Millionen Dollar. Es wurde eine Liste des gesamten Floyd Repertoires erstellt sorgfältig auf Stärke abgeklopft. Die vierwöchigen Proben zur neuen Show fanden unter strengster Geheimhaltung auf dem Pearson International Airport in einem Hangar in Toronto statt. Man ließ aber verlauten, dass man etwas Spektakuläres plane.

Allein die PA Anlage füllte 56 LKWs. Am 9. September 1987 startete die Show in Ottawa und füllte ganze Stadien. Das Pink Floyd Comeback wurde ein voller Erfolg. Zu den Highlights der 200 Konzert-Tournee gehörte ein Konzert, daß auf einer im Wasser aufgebauten Bühne in Venedig stattfand. Die Tour sollte vier Jahre dauern und wurde von 5.5 Millionen Menschen gesehen. 1988 erschien das Life Album "A Delicate Sound Of Thunder" das zusammen mit "A Momentary lapse of Reason" weltweit über 11 Millionen mal verkauft wurde. 1989 folgte das gleichnamige Konzertvideo.


Schwimmende Buehne des Abschlußkonzertes in Venedig

Roger Waters in Berlin 1990

Waters parallel stattfindende Amerika-Tour konnte deutlich weniger Fans begeistern. Beispielsweise trat er in Hallen auf, die 10000 Personen fassen konntenund von einem 1800 Personen Publikum besucht wurden, während Pink Floyd ein 90000-Plätze Fußball-Stadion ausverkaufte. Waters große Stunde schlug, als der Fall der Berliner Mauer bevorstand. Am 21 Juli 1990 feierte die Tour "The Wall" ihre Wiederauferstehung. Waters nahm die Besetzung seines autobiographischen Psychodrams im Stil einer All-Star Besetzung à la "Tommy" vor. So konnte er Kollegen wie Joni Mitchell, Van Morrison, Marianne Faithfull, Cyndy Lauper, Sinead O' Connor, The Hooters und sogar ein ostdeutsches Symphonieorchester für seine Aufführung gewinnen. Zu dem gigantischen Konzert erschienen 200 000 Menschen auf dem Potsdamer Platz und -zig Millionen Zuschauer verfolgten dieses Spektakel am Fernseher.

Gilmour arbeitete mit Mason und Wright bereits an einem neuen Projekt, zu dem seine Freundin Polly Samson die Texte beisteuerte. Rick Wright war wieder als vollwertiges Floydmitglied aufgenommen worden. Das Album sollte "The Division Bell" heißen und wurde, außer in der Britannia Row und den Abbey Road Studios, auch auf Gilmours Hausboot-Studio mit Hilfe von Bob Ezrin als Co Produzent aufgenommen. Die Fertigstellung dauerte ca. 1 Jahr und hatte zum Ziel, Pink Floyd wieder als Einheit erscheinen zu lassen. So ist auf diesem Album Rick Wright deutlicher zu hören als die ganzen Jahre zuvor.
Qualitativ schloß das Album an "A Momentary Lapse Of Reason" an und ließ den typischen Floyd Sound wieder aufleben.


Cover des letzten regulären Albums:
"The Division Bell" (1994)

Aufbau der der Pink Floyd Bühne

Auch das Coverdesign stammt von wieder von Storm Thorgerson. Es bestand aus zwei Skulpturen im Stil der Osterinsel-Köpfe und ist eines der einprägsamsten Cover der Floyd. "The Division Bell" wurde 1994 veröffentlicht und erreichte innerhalb zwei Wochen Platz 1 der US Charts. Ende 1994 teilte Pink Floyd der Öffentlichkeit mit, dass wieder eine Pink Floyd Show geplant sei - die größte überhaupt.

Tausende von Pink Floyd-Tickets wurden innerhalb weniger Stunden verkauft und die Band konnte mit den größten Shows ihrer Geschichte aufwarten.
Die Tournee wurde in Amerika als das "Rock-Ereignis des Jahrhunderts" gefeiert, noch bevor sie begonnen hatte. Ihre 1994er Tour in den Staaten begann am 30. März mit einem tropischen Regensturm, der die 55000 vor dem "Joe Robbie Stadium" in Miami, Florida durchweichte.


Lightshow in Perfektion:
Die Floyd Bühne während der Devision Bell Tour 1994

Lightshow in Perfektion:
Die Floyd Bühne während der Devision Bell Tour 1994

Fans wurden mit großen fliegenden Schweinen, glitzernden Silberbällen, Laser-Strahlen und einer von der NASA entwickelten Lightshow und einem rosa Feuerwerk auf das Ereignis eingestimmt. Pink Floyd hatte 45 Shows während dieser Tour zu absolvieren, bei durchschnittlich 45000 Zuschauern pro Show. Die Tour wurde im Juli in Europa mit Konzerten in Portugal, Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien und Skandinavien fortgesetzt. Die letzten 14 Gigs fanden im Londoner "Earl Court" in England statt.

Auch diese Show zog 1995 ein Life-Album namens "Pulse" mit einem aufwändigem batteriebetriebenen Cover nach sich, welches wieder von Storm Thorgerson entworfen wurde. Die Gesamtkosten der 112 angesetzten Konzerte für die ganze Tour beliefen sich auf 200 Millionen Dollar. Zum Vergleich: "The Rolling Stones Steel Wheel-Tour" kostete 100 Millionen Dollar und Michael Jacksons Dangerous-Tour kostete "nur" 120 Millionen Dollar.


Lightshow in Perfektion:
Die Floyd Bühne während der Devision Bell Tour 1994

Lightshow in Perfektion:
Die Floyd Bühne während der Devision Bell Tour 1994

Pink Floyd kostete die Organisation der Tour 700000 Dollar pro Tag. Man benötigte 200 dauerhaft beschäftige Mitarbeiter sowie weitere 500 Personen für jede Show. Der Verkauf der Karten und das Merchandizing spielte 300 Millionen Dollar ein. Mehr als genug, die Kosten zu decken.

Pink Floyd ist die Band des experimentellen Rocks schlechthin. Sie hat zweimal die Verluste der impulsgebenden Kräfte verloren und zweimal durch künstlerischen Wandel ihre Stärke zurückgewonnen. Zuletzt hat die Band Roger Waters gezeigt, daß er falsch lag, als er sagte: "You fuckers will never get it together." Dave Gilmour, Nick Mason und Rick Wright haben es nicht nur geschafft, der Band nach dem Ausscheiden von Roger Waters weiterhin zu Respekt und Ansehen zu verhelfen, sie haben auch ein Kapitel große Rock-Geschichte geschrieben.


Quelle:
Pink Floyd (Vom Underground zur Supergroup)
Nicolas Schaffner, Heine Verlag
 

 
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last Update:
30.05.2000