|
Während
man in Amerika noch klassischen Rock and Roll hörte, gab es in England Künstler
und Popmusiker, die versuchten die noch junge Popmusik weiter zu entwickeln
und künstlerisch anzureichern. Gerade die Kunsthochschulen waren ein idealer
Nährboden für alles Experimentelle und besaßen ein hohes Maß an Kreativität.
Kleidung und Schallplatten waren billig und versetzte auch junge Menschen
in die Lage sich durch Mode und Musik auszudrücken. Zum anderen kam LSD
in Mode und galt eher als Bewußtseinserweiterung denn als Betäubungsmittel.
In diesem Umfeld formierte sich 1965 "The Pink Floyd Sound" im sogenannten
Londoner Underground, die ihre Musik vom ersten Tage an als Kunst bezeichneten. |
|
Die
Band bestand damals aus dem Leadgitarristen und Kopf der Gruppe Roger
Keith (Syd) Barrett (geb.: 6.1.1946 in Cambridge), Er spielte in diversen
Gruppen; unter anderem zusammen mit Dave Gilmour, der ihm die ersten
"Stones" Gitarrenriffs beibrachte. Bassgitarrist und Sänger George
Roger Waters (geb.: 6.9.1944 in Great Bookham) studierte in London
Architektur und formierte mit seinen Studienkollegen, dem Pianisten
und Organisten Richard Wright (geboren am 28.7.2945, London), sowie
dem Schlagzeuger Nicholas Berkeley "Nick" Mason (geboren am 27.1.1945
in Birmingham) eine Gruppe namens "Sigma 6", die sich später in "The
Abdabs" und wiederum später in "Megadeaths" umbenannte.
Roger Waters nahm später Syd Barrett in die Gruppe. Syd Barrett wurde Frontman
der Band und zeichnete sich durch eine unvorstellbare Kreativität
und Schaffenskraft als Songwriter aus. Er gab der Gruppe in der ersten
Zeit die entscheidenden Impulse. Ihm verdankt Pink Floyd auch den
Bandnamen. Dieser war eine Zusammensetzung aus "Georgia Bluesmen Pink
Anderson". und "Floyd Dipper Boy Council" - Platten, die sich in Barretts
Plattenschrank befanden .
Um eine Orientierung zu erhalten,
hier vorweg der Stammbaum der Gruppe
|
Ursprünglich
galt Pink Floyd als Rhythm and Blues Band, aber nach dem Erfolg Barretts
Songs in diversen Londoner Underground Clubs verschwanden die psychedelisch
interpretierten Rock and Roll Nummern von Bo Diddley und Chuck Berry
aus dem Musikrepertoire und die Gruppe konzentrierte sich mehr und
mehr auf die psychedelischen Kompositionen von Syd Barrett, die teilweise
30-40 minütige Improvisationsparts enthielten.
|
Die frühen
Pink Floyd 1966: v.l.n.r:
Nick Mason, Roger Waters, Syd Barrett, Rick Wright |
Plakat Pink Floyd konzert
im UFO 1967 |
Des
weiteren setzte Pink Floyd als erste Rockband eine eigens für ihre
Musik entwickelte Lightshow ein um die Klangfantasien entsprechend
zu untermalen. Anders als die meisten Rockbands, die ihren Gitarrenverstärkern
nur simples Rückkopplungsgeheul entlockten, entschlossen sich Pink
Floyd die ganze Pallette elektronischer Sinusklänge und Sägezahnklänge
einzusetzen, was sie von den anderen Gruppen ihrer Zeit unterschied.
Nach größeren erfolgreichen Auftritten
und Happenings im "Roundhouse" und in der "Royal Albert Hall" in London
wurde Pink Floyd im Dezember 1966 Hausband im neu aufgemachten Londoner
UFO Club, der als der erste Psychedelic Club in London galt. Dieser
Club wurde von Leuten wie Jimi Hendrix, Roy Orbison, den Beatles und
The Who frequentiert. Es war für Pink Floyd ein Ort, an dem die musikalischen
Ideen entwickelt wurde. |
Die Paradestücke aus
dieser Zeit sind Kompositionen wie "Interstellar Overdrive" sowie
"Astronomy Domine" die bei jedem Gig in einer anderen Fassung gespielt
wurden. Sie kreierten bizarre Klangteppiche und Science Fiction Hörbilder.
Auch war der Einfluß durch Stockhausen auf die Gruppe nicht zu überhören.
Die Lightshow hatte damals schon eine tiefe und anhaltende Wirkung
auf die Floyd und ihr Publikum. Damals wurden Dias eingesetzt, die
mit leuchtender Tinte beschmiert und mit Lötlampen, Fön
und diversen Chemikalien behandelt wurden. Dieses gab einen Effekt,
als wenn die Dias naß waren und wurden daher als Flüssigdias
bezeichnet. Da die einzelnen Musiker hinter ihrer Show zurücktraten
konnten sie jene Anonymität kultivieren, die auch dann noch Pink Floyds
Markenzeichen blieb, als die Gruppe schon längst weltberühmt war. |
Floyd-Art, die noch an
die ersten Flüssigdias erinnert |
Pink Floyd 1967 |
Im Februar
1967 gaben die Mitglieder von Pink Floyd ihre akademischen Karrieren
auf und widmeten sich nun voll und ganz der Band. Das erste Ziel bestand
darin, eine Platte herauszubringen und Pink Floyds Manager, Produzent
und Musikdirektor aus dem UFO und Joe Boyd arrangierte eine Session
in den Chelsea Sound Techniques Studios, wo eine Demoversion von "Arnold
Layne" aufgenommen wurde. Es handelt sich dabei um eine eingängige
Fabel von Syd Barrett, in der ein Transvestit Damenunterwäsche
stiehlt.
Die Vorstandsriege von EMI war von der Demoversion beeindruckt,
erhöhte den Vorschuß für die Band auf die beträchtliche Summe von
5000 Pfund und veröffentlichte "Arnold Layne" am 11.März 1967. |
Lokale Radiosender Londons weigerten sich,
die Nummer zu spielen, weil sie angeblich zu anrüchig war. "Arnold
Layne" schaffte den Sprung in die englischen Charts auf Platz 25 was nur
noch zwei weitere Pink Floyd Singles schafften. |
Am 12 Mai 1967 präsentierten
die Pink Floyd in der Londoner "Queen Elizabeth Hall" den spektakulären
Gig "Games for May", welches auf der gleichnamigen Nummer (ebenfalls
von Syd Barrett) beruhte. Sie benutzten ein rudimentäres Quadrophonie
System (eine reine Pink Floyd Erfindung), welches schon damals für
die Zuschauer den Effekt erzielte, von der Musik umgeben zu sein.
Auch diese Idee wurde im Laufe der Zeit von der Gruppe perfektioniert
und wurde ebenfalls zu ihrem Markenzeichen.
Die Lightshow bestand
wiederum aus den schon bewährten Flüssigkeitsdias, die von einer Filmprojektion,
Tausenden von herabschwebenden Seifenblasen sowie einer beachtlichen
Menge an Requisiten unterstützt wurde. "Games for May" war revolutionär
und die erste Veranstaltung ihrer Art. |
erste Auftritte
1967 |
Poster: See Emily Play (1967) |
Die "EMI" erkannte
"Games for May" als würdige Nachfolgesingle für "Arnold Layne" und
nach Änderung des Titels durch Syd Barrett in "See Emily play" kam
der Titel bis auf Platz 5 in den U.K. Charts.
Pink Floyd trat mit
"See Emily Play" in der damals populären Musikshow "Top of the Pops"
auf. Dieses geschah sehr zum Leidwesen der Gruppe, da sie ihre Musik
als Kunst verstanden, die in der Popmusikwelt nichts zu suchen hatte.
"See Emily Play" wurde zwischen den Sessions für die erste Pink Floyd
LP "The Piper At The Gates Of Dawn" aufgenommen, die im Juli 1967
fertig war. |
Die LP war zum größten
Teil Syd Barretts Werk und lieferte für die späteren Alben viele Vorlagen.
10 der 11 Songs und die Zeichnung auf dem Backcover stammten von ihm.
Der Titel dieses Albums stammt aus Barretts Lieblingslektüre "Der
Wind in den Weiden" - ein Kinderbuchklassiker.
Oft wurde diese LP
mit "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band" von den Beatles (dem ersten
Konzeptalbum überhaupt) verglichen. |
Cover: "The Piper At The Gates Of Dawn" (1967) |
Syd Barrett 1968 |
Syd
Barrett stand zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft.
Allerdings hatte sein LSD Konsum gefährliche Dimensionen angenommen. Dieses
beflügelte anfänglich seine Kreativität , wurde aber später sein
Verhängnis. Mit fortschreitender Zeit wurde er zu einem
unsteten Zeitgenossen und brachte mehr und mehr die Auftritte an den
Rand einer Katastrophe...
1967 beschloß Manager und Freund der Band Peter Jenner, daß
es Zeit ist, den amerikanischen Markt zu erobern und konnte die amerikanischen
"Capitol Records" für seine Schützlinge interessieren.
Pink Floyd
hatte sich von einer Insidergruppe zu einer bekannten englischen Psychedelicband
gemausert. Die LP "Piper At The Gates Of dawn" wurde durch Capitol's
Tochterlabel "Tower-records" ohne die Stücke "Astronomy domine" und
"Bike" in Amerika zwecks einer Debüttour der Floyds herausgebracht. |
Barrett
zeigte sich den Fernsehauftritten, Life-Gigs, Fototerminen etc. nicht
gewachsen und die Tour mußte abgebrochen werden. Es wurde über
einen Ersatzmann (zumindest für die Lifeauftritte) nachgedacht und
am 18.2.1968 stieß Barretts alter Schulfreund Dave Gilmour durch einen
Telefonanruf von Nick Mason zu den Floyds.
Gilmour galt als hervorragender
Gitarrist, hatte Bühnenerfahrung mit der Folkgruppe "Jokers Wild"
gesammelt und hatte ein Talent fürs Timing. Seine Riffs (ob schnell
oder langsam und zurückhalten) haben das nötige Feeling und sind in
sich immer stimmig. Er ist der beste Musiker, den die Floyd je hatten.
Seine Fähigkeiten sollten Pink Floyd noch nachhaltig beeinflussen. |
Poster: Pink Floyd Ankündigung
in USA Fillmore (1967) |
Pink Floyd 1968:
Nick
Mason (oben links), Roger Waters (oben rechts),
Syd Barrett (Mitte),
Dave Gilmour (unten links), Rick Wright (unten rechts),
|
Barretts
Eskapaden nahmen zu: 30 Minuten denselben Akkord auf der Bühne
(was den anderen Gruppenmitgliedern viel Improvisation abverlangte),
Schweigen in Talkshows, Nichterscheinen zu Proben, etc.
Manager Peter
Jenner scheute sich, Syd Barrett trotz Unstetigkeit vor die Tür zu
setzen, da er glaubte, die Gruppe würde ohne seine Songs in die Bedeutungslosigkeit
absinken. Somit bestand für ein Vierteljahr lang (bis zum 6.4.1968)
Pink Floyd aus fünf Mitglieder.
Dann gab er dem Drängen der anderen
vier nach, da Syd Barrett für die Gruppe ein permanenter Störfaktor
wurde. Barrett hat die Trennung von "seiner" Band nie ganz akzeptiert.
Er kehrte immer wieder zu den Floyd zurück. |
Syd Barrett spielte
mit Hilfe Pink Floyds anschließend noch zwei Solo Alben ein ("The
Madcap laughs", 1969 und "Barrett", 1970), die aber erfolglos blieben.
Barrett wandelte Songs ständig ab und variierte sie von Strophe zu
Strophe. Rick Wright: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend
jemand diese Songs mag. Musikalisch sind sie grauenhaft."
Nach
der Trennung von Barrett beschlossen Pink Floyd den Weg von der psychedelischen
Subkultur weg und hin zu einer Popgruppe zu beschreiten. Das Management
der Gruppe wurde gewechselt und die Agentur NEMS Enterprises übernahm
das Geschäft von Peter Jenner. Kurz darauf wurde Steve O'Rourke neuer
Manager der Floyd. Er wird von der Band als umsichtig und nüchtern,
sowie finanziell clever beschrieben. Künstlerisch ließ er Pink Floyd
im Gegensatz zu Peter Jenner freie Hand.
|
Barrett-Cover: "Madcap laughs" (1969)
Barrett-Cover: "Barrett" (1970) |
Roger Waters:
ca 1970
|
Mitarbeiter und
Freunde verfolgten den neuen Einschlag mit Skepsis. Die Vorstellung,
die Gruppe ohne Barrett zum Erfolg zu führen, wurde als unwahrscheinlich
beschrieben.
Roger Waters wurde zur treibenden und schöpferischen Kraft. Waters
wurde von seinen Cambridger Freunden als schlagfertig und bis zur
Hochnäsigkeit selbstbewusst beschrieben, aber er hielt die Band
zusammen und gab viele wichtige Impulse.
Die architektonischen Neigung der drei Mitglieder Mason und Waters
gewannen an Einfluß und die anarchistische Spontaneität der Barrett
Kompositionen machten komplizierten Konstruktionen Platz, die kaum
Improvisationen erlaubten. Das Streben der Band nach Perfektion
tat ein übriges. |
Am 29.Juni 1968 wurde
die zweite Pink Floyd LP "A Saucerful Of Secrets" veröffentlicht.
Es war eine Kompilation aus alten und neuen Pink Floyd Songs, deren
Gegensätze sich in Barretts "Jugband Blues" und der Titelsuite manifestieren.
Das Titelstück - geschrieben von Dave Gilmour - enthielt erstmalig
ein Konzept, welches seiner Zeit weit voraus war und an welches sich
die Floyd auch in zukünftigen Alben hielten.
Pink Floyd ingnorierte
später den Singlemarkt völlig und wurde somit zu etwas völlig neuem:
eine Albumband. Die Songs "Let There Be More Light" und "Set The Control
For The Heart Of The Sun" von Roger Waters entsprachen einem astralen
Image, welches Pink Floyd in Ihrer weiteren Entwicklung pflegten und
perfektionierten. |
Originalcover:
"A Saucerful Of Secret" (1970) |
"A Saucerful Of
Secrets" wurde zum zweitem Projekt der EMI nach Sgt. Pepper von
den Beatles, dem es gestattet wurde, eigene Designer für das Albumcover
einzusetzen. Pink Foyd engagierte hierfür Barretts Mitbewohner Storm
Thorgerson und Aubrey Powell. Diese Duo nannte sich "Hipgnosis".
Die falsche Schreibweise war beabsichtigt ist als Synthese aus Hip
(neu, groovy, gnostisch) und Hypnosis (Hypnose) zu verstehen.
Thorgerson
& Co entwarfen bis auf drei Alben alle weiteren Pink Floyd Cover.
Ihre Bilder unterstützen die Science Fiction / Fantasy Aura der
Gruppe, die Pink Floyd durch fehlende Bandablichtungen auf den Covern
zu einer zunehmend gesichtslosen und geheimisvollen Gruppe werden
ließ. |
|
spätere
Postkarte von "Hipgnosis":
6 Floyd
Cover v.l.n.r:
Atomheart Mother (1970)
Relics (1971)
Dark Side Of The Moon (1973)
Wisk You Were here (1975)
The Wall (1979)
Animals (1976) |
Am Erscheinungstag von "A Saucerful
Of Secrets" gaben Pink Floyd ein Konzert im Londoner Hyde Park zusammen
mit Jethro Tull und Roy Harper, welches die Band ohne Syd Barrett
mit Roger Waters als neuen Frontman etablierte.
Es wurde dank ihres
unverwechselbaren 3D Sounds und grandioser visueller Effekte ein
voller Erfolg. |
Cover Soundtrack
"More" (1969) |
Cover Soundtrack
"Zabriskie Point" (1969)
|
Cover Soundtrack
"Tonite let's All Make Love In London" (1969) |
Anfang 1969 bekam die
Band eine Auftragsarbeit, die Filmmusik zu dem Film "More" zu schreiben.
Es folgten Aufträge zu den Filmen "Zabriskie Point (1969) ", "The body"
(1970) und zu einer psychedelischen Zeichentrickserie "Rollo". Eine
lyrische Klavierkomposition von Waters aus "Zabriskie Point" wurde vom
Produzenten abgelehnt. Es wurde später auf dem Album "The Dark Side Of The
Moon" unter dem Titel "Us And Them" veröffentlicht.
Aus "The Body" stammt
die Urversion von "Breathe", welches ebenfalls auf "The Dark Side Of
The Moon" veröffentlicht wurde. |
1970 erschien das
das Doppelalbum "Ummagumma". Der Titel ist ein Slangausdruck für
"Geschlechtsverkehr, den Roger, Syd und Dave in ihrer Cambridger
Zeit aufgeschnappt haben.
Die erste Platte wurde life im "College
of Commerce" (Manchester) und im "Mothers Club" in Birmingham
(seit langen eine Floyd Hochburg) aufgenommen. Die Platte enthält
hervorragende Life-Remakes der Songs "Astronomy Domine", "Careful
With That Axe, Eugene", "Set The Controls For The Heart Of The
Sun" und "A Saucerful Of Secrets. Auf "Interstellar Overdrive"
(immer noch fester Bestandteil der Floyd Gigs) wurde im letzten
Moment verzichtet.
Das Coverdesign stammt auch hier wieder von
"Hipgnosis".
Dieses ist bis zu "A Delicate Sound
Of Thunder" 19 Jahre später das einzige offizielle Life Album der Band. |
Hipgnosis - Cover
"Ummagumma" (1970) |
Die zweite Platte des Albums besteht unter anderem aus Solostücken der
einzelnen Bandmitglieder. Die Qualität der Studioscheibe ist durchwachsen
und spiegelt die Orientierungslosigkeit der Band Anfang der 70er wieder.
Einzig Waters Stück "Grantchester Meadows", indem die Flügelschläge
einer Biene den Zuhörer zum Wahnsinn treibt, können künstlerisch bestehen. |
Cover: "Atomheart Mother" (1970) |
Der
Anfang der 70er Jahre war die Zeit des Monumental Rocks, wie ihn Emmerson
Lake & Palmer mit "Pictures At An Exhibition" propagierten. In dieser
orientierungslosen Phase der Floyd entschlossen sie sich ebenfalls
dazu, ein ernstes Monumentalwerk zu schaffen.
So entstand 1970 das
Album "Atomheart Mother". Der LP Titel ist die Titelzeile eines Zeitungsartikels
aus dem "Evening Standard". In dem Bericht dreht es sich um eine Schwangere
mit einem atombetriebenen Herzschrittmacher.
Nach den ersten gescheiterten
wildwuchernden Instrumentalaufnahmen baten Pink Floyd ihren Freund
Ron Geesin um Hilfe, um in Zusammenarbeit aus dem Material etwas "Grandioses"
zu zaubern. |
Geesin
feilte an den Melodien, überarbeitete die Partitur und engagierte
ein klassisches Ensemble für die Aufnahmen in den Abbey Road Studios.
Das Ensemble stellte sich als hart und unsensibel heraus und konnte
mit den Kompositionen der Floyd nur recht wenig anfangen. Somit waren
die Aufnahmen für alle Beteiligten sehr nervenaufreibend.
Zu dem Durcheinander
trug noch Syd Barrett bei, der unvermittelt in den Studios erschien.
Das Endprodukt wurde von den Kritiken von "grandios, mitreißend" bis
"langweilig" bedacht. 20 Jahre später wurde die LP von den Floyd
als "ein Haufen Mist" bezeichnet, bereitete aber den Weg um in Dimensionen
ihrer späteren Konzeptalben zu denken.
Das Album brachte den Floyd
den ersten Nummer Eins Erfolg in den LP Charts. Die anschließende
Amerikatournee zog sogar klassische Prominente wir Leonard Bernstein
an und die Floyd revanchierten sich mit einen Konzertbesuch der New
Yorker Philharmoniker unter seiner Leitung. |
Tourneeplakat 1970: San Francisco "Fillmore West" |
|
Trotz
all ihrer Multimedia Experimente und wachsender Popularität ging den
Floyds die Kreativität aus. Sie steckten ihre ganze schöpferische
Energie in ihre Bühnenspektakel, welche ihnen 1971 hinter "Emmerson,
Lake and Palmer" den zweiten Platz einer Leserumfrage des "Melodymakers"
einbrachte. Den Fokus ihrer Auftritte richteten sie nach Amerika und
zum ersten Mal verdienten Pink Floyd richtig Geld. |
Die
Band wurde - wie Waters sagte - erwachsen und begann sich zu strukturieren:
Einerseits die "Architekten" Roger Waters und Nick Mason, die den
weiteren Alben die Konzeption und den roten Faden gaben, und andererseits
die "Musiker" Rick Wright und Dave Gilmour, die den Songs die Melodien
gaben. Die Kombination aus beidem machte Pink Floyd so erfolgreich
und einzigartig. Die Irrfahrt der Floyd sollte nun enden.
|
|
Während eines Konzertes 1971 stellten Pink
Floyd ihr neues Stück "Return Of The Sun Of Nothing" mit großem Publikumserfolg
vor. Es sollte das Herzstück der nächsten LP werden. Die Herangehensweise
war diesmal eine andere als sonst: Pink Floyd buchte im Januar 1971 die
Abbey Road Studios, ohne etwas fertig komponiert zu haben. |
Pink Floyd ca. 1971: v.l.n.r: Rick Wright, Roger Waters, Nick Mason,
Dave Gilmour |
So kamen nach diversen Sessions über 36
Fragmente heraus. Die musikalischen Ideen von Gilmour und Wright, wurden
von Waters und Mason (den Architekten) zu einem Ganzen zu zusammengefügt. |
Nur
durch einen Zufall entstand das berühmte "Ping" des Stücks "Echoes",
als Rick Wright auf seiner Orgel klimperte. Jedesmal wenn er eine
bestimmte Note anschlug, gab es seltsame Resonanzen, so daß
der Klang an ein Echolot zur Ortung von U-Booten erinnerte. Das Stück
"Return Of The Sun Of Nothing" wurde in Echoes umgetauft und bestreitet
die komplette erste Seite der neuen Floyd LP.
Die zweite Seite besteht,
wie bei "Atomheart Mother", aus einzelnen zusammenhanglosen Stücken.
Das populärste Stück dieser Seite (one of these days) wurde aus einem
monotonen Bassriff von Roger Waters entwickelt, der mittels Echohall
verfremdet wurde.
|
Cover: Meddle (1971) |
Poster 1971 |
Am
Ende der Session wurde Waters in Gedanken an Syd Barrett zu einem
Stück inspiriert, welches später auf "The Dark Side Of The Moon"
unter dem Namen "Brain Damage" veröffentlich wurde.
Die jetzige LP wurde Meddle (von Medal) genannt und zeigt als Cover
ein Ohr, dessen Farben an eine psychedelische Lightshow erinnert und
mit Tönen überflutet wird. Dieses wurde durch Wasserwellen dargestellt.
Meddle löste ein unterschiedliches Echo bei den Kritikern aus. Der
"Rolling Stone" bezeichnete es als "einen Floyd Killer von A-Z", während
der "Record Mirror" und "NME" es als fantastisch und als außerordentlich
gutes Album bezeichneten. Vom "Melody Maker" wurde es mit "Viel Lärm
um nichts" charakterisiert. |
Im
Jahr 1972 machte Pink Floyd sich rar. Sie spielten innerhalb einer
Woche im Château d'Heronville den Soundtrack zu Barbet Schroeders
Film "La Vallee" ein, welches den Titel "Obscured By Clouds" trägt.
Das Album enthüllt eine selten gesehene Seite der Pink Floyd - nämlich
die der urwüchsigen Rock ‚n' Roller. Erwähnenswert ist Roger Waters
Song "Free Four". Das fröhliche Stück zeichnet sich durch einen Text
aus, der in zynischer Weise das Klagen eines senilen Mannes über sein
Leben auf dem Totenbett beschreibt, welches im Handumdrehen vorbei
ist. |
Cover: Obscured by
clouds (1972) |
Des weiteren wurde von Adrian Maben für
das europäische Fernsehen das Lifekonzert "Pink Floyd in Pompeji" gedreht.
Die Zuschauer sind einzig und allein die zweitausend Jahre alten Fresken
und Statuen des antiken Amphitheaters. In dieser gespenstischen Umgebung
kamen die unheimlichen Stimmungsbilder der Floyd sehr gut zur Geltung. Der
Film wurde mit beträchtlichen Erfolg beim Edinburgher Arts Festival im September
1972 aufgeführt. |
|
|
Bilder
aus "Pink Floyd in Pompeji" (1972), links Dave
Gilmour, rechts Nick Mason
Zu dem Zeit arbeitete Pink Floyd bereits
an einem neuen Projekt. Die LP "Dark Side Of The Moon" sollte ein weiteres
Konzeptalbum werden, indem Pink Floyd ihre persönliche Geschichte aufarbeitete
und sich endgültig von Syd Barrett löste. Man wollte eine ganze LP über
die Zwänge machen, die einen Menschen - wie z.B. Syd Barrett - in den Wahnsinn
treiben kann:Zeit, die wegläuft; der Zwang Geld zu verdienen; organisierte
Machtstrukturen; Aggressionen, etc. |
Floyd Art von
"Hipgnosis" aus dem Album "Pulse" (1995) |
Die
Band hatte bereits einige Songs in der Schublade wie z.B. "Us and
Them", "Breathe", "Brain Damage" und "On The Run" (ein Stück das in
während der Pompeji Session im Studio entstand) die zu diesem Konzept
paßten. Des weiteren hatten Gilmour und Wright einige weitere musikalische
Ideen ausgebrütet. |
Eine Stärke von Roger Waters war das Schreiben der Songtexte. Jedem
Floyd war klar, das zu diesem Album kein anderer eine Zeile beisteuern
sollte, um das Werk in sich stimmig zu gestalten. Demzufolge enthielt
der Zyklus nicht nur Anspielungen auf Barretts Geschichte, sondern
auch auf die von Waters. Dort wurde der Grundstein zum Charakter "Pink"
aus "The Wall" gelegt. "Dark
Side Of The Moon" wurde während der Lifeauftritte verändert und weiterentwickelt.
Man achtete auf die Reaktionen des Publikums und perfektionierte den
Zyklus bevor es endgültig mit 24 Spuren im Abbey Road Studio aufgenommen
wurde. Die Arbeiten erstreckten sich von Juni 1972 bis Januar 1973
mit Unterbrechungen für zwei Tourneen durch USA und Europa. |
Cover: Dark Side Of
The Moon (1973) |
Alan Parsons 1995
|
Zum
hervorragenden Klang der LP trug maßgeblich der Abbey Road Techniker
Alan Parsons bei, der später mit ähnlichen Konzeptalben unter eigenem
Namen Erfolg hatte. Er ist auch für die Uhren in "Time" verantwortlich,
die ursprünglich in einem Antiquitätengeschäft als Demo für den Quadrosound
aufgenommen wurde.
Sein größtes Kunststück war die einwandfreie Reproduktion
der Herzschläge, Flugzeuge, Explosionen und die regelmäßig wiederkehrenden
Uhren und Registrierkassen. Parsons wurde für seine Arbeit 1973 mit
dem Grammy für das bestarrangierteste Album des Jahres ausgezeichnet. |
Die
LP wurde mit diversen Postkarten und einem Poster von Storm Thorgerson
herausgebracht. Ursprünglich war mehr Bildmaterial geplant, was dann
aus Kostengründen fallen gelassen wurde.
Pink Floyd bekamen mit diesem
Album die besten Pressekritiken in ihrer Karriere. "Dark Side Of The
Moon" wurde sofort zur Nummer Eins in England und in Europa. Der Aufstieg
in die Spitzenposition der USA machte aus Pink Floyd eine Megaband
von der Klasse der "Rolling Stones" und "The Who" |
Sticker aus "Dark
Side Of The Moon" |
Poster: Dark Side Of
The Moon |
Die
ausgedehnte Amerikatour tat ein Übriges: Beleuchtungstürme, Parabolspiegel,
pink aufsteigenden Rauch und auf die Bühne stürzende Flugzeuge. "Dark
Side Of The Moon" brach alle Verkaufszahlen und führte noch 2 Jahre
nach der Veröffentlichung die Billboard Charts an. Es konnte sich
mit Unterbrechungen über zehn Jahre in den Billboard Charts halten
und verschwand am 23 Juli 1983 endgültig nach 736 Wochen. Er ist bis
heute das viertbest-verkaufte Album der Welt. |
Nach
"Dark Side Of The Moon" hatte sich die Situation der Floyd radikal
verändert. Sie hatten gegenüber der Musikindustrie eine Position der
Stärke und aus Pink Floyd ist ein Produkt geworden.
Pink Floyd wechselte
von Capitol zu Columbia. Als
letzte "Pink-Floyd-Tat" brachte Capitol in Amerika ein Doppelalbum
der alten Floyd Alben "A Saucerful Of Secrets" und "The Piper At The
Gates Of Dawn" heraus, die bis dahin in den USA nur schwer erhältlich
waren. Es erschien unter dem Titel "A Nice Pair". Da Thorgerson kein
Coverdesign hervorbrachte, welches besonders herausstach, entschied
man sich, alle dafür in Frage kommenden Cover in Miniaturen auf das
endgültige Cover zu bringen (18 an der Zahl). Es verkaufte sich in
den USA mit Ausnahme von "Dark Side Of The Moon" besser als jedes
vorige Floyd Album. |
Cover "A Nice Pair" (1974) |
|
Von
Columbia bekam Pink Floyd bei Vertragsunterzeichnung 1974 eine Million
Dollar Vorschuß für ein neues Album. Die Erwartung an das Nachfolgealbum
seitens der Fans und der Musikindustrie waren hoch, was die weitere
Kreativität hinderte. Pink Floyd hatte bis zu dem Zeitpunkt alle ihre
Ziele erreicht. |
Man
versuchte es mit einer radikalen Änderung, indem man begann Stücke
zu entwickeln, die nur mit Dingen des täglichen Bedarfs gespielt wurden
(z.B. Klebeband, Weinflaschen, Gummibänder, Spraydosen, Wassereimer
etc.). Es wurden sogar 3 Tracks eingespielt. Das Projekt "Household
Objects" wurde allerdings mit Rücksicht auf die Plattenindustrie fallen
gelassen.
Pink Floyd widmete sich für eine Zeit dem eigenen Privatleben
und zog sich in die eigenen Villen zurück. Roger Waters Scheidung
in Jahr 1975 versorgte das spätere Projekt "The Wall" mit "einem weiteren
Stein in der Mauer" und ließ ihn radikaler in seinen Ansichten werden.
Das Thema der einsamen Reise eines Menschen durch eine kalte brutale
Welt begann alle seine weiteren Texte zu bestimmen. Den Auftakt machten
3 lange Stücke, die sich mit Syd Barretts geistiger Zerrüttung auseinandersetzten. |
Dave Gilmour
mit Tochter Ginger und Frau Alice (1976) |
Die legendäre
Kreisleinwand (Durchmesser 18 Meter)
während der "Division Bell" Tour (1994) |
Diese Stücke wurden
für eine Minitournee durch Frankreich 1974 einstudiert, die als
Probelauf für eine ausgedehnte Englandtournee diente. Später erschienen
die Stücke in stark veränderter Form auf "Wish You Were Here unter
dem Titel "Shine on you crazy Diamond".
Pink Floyd beschäftigte
sich mit den Dreharbeiten weiterer Kurzfilme, die auf die neue (heute
legendäre) Kreisleinwand projiziert werden sollten. Weitere Verbesserungen
waren das technisch hochentwickelste Mischpult der Rock ‚n' Rollgeschichte
und eine riesige verspiegelte Kugel für die Bühnenshow.
Pink Floyd hielt sich den Medien gegenüber sehr zurück und gaben
nur in sehr seltenen Fällen Interviews. Der Hauptverantwortliche
für dieses Verhalten war Roger Waters, der jedes Interview als Eindringen
in seine Privatshäre und als persönlichen Angriff interpretierte.
Diese Zurückhaltung verstärkte, zunehmend zu den gesichtslosen Covern
der Floyd, den Nimbus des Geheimnisvollen. Anfang 1975 kehrten Pink
Floyd in die Abbey Road Studios zurück, um das Problem der nächsten
Platte zu lösen. |
Nachdem
sie Ihr Können mit "Dark Side Of The Moon" unter Beweis gestellt hatten,
konnte die Band sich Barretts Schatten stellen. Das Stück "Shine
on You crazy Diamond" wurde für das neue Album fest eingeplant. Dennoch
waren die Floyd nur körperlich anwesend und eine allgemeine Mechanik
war zu spüren. Keiner war richtig bei der Sache und die Arbeit schien
die meisten Gruppenmitglieder zu langweilen. Der Knoten platzte bei
einem heftigen Gruppentreffen, als Waters erklärte, daß das
neue Album nur ein Erfolg werden könne, wenn es genau von dieser Situation
handelt. |
Emblem der LP "Wish
You Were Here" (1975) |
Designbild über
Abwesenheit von Storm Thorgerson
Cover "Wish You Were Here" (1975) |
Das
Ergebnis waren drei neue Nummern. Mit "Have A Cigar" spielten Pink
Floyd auf den Druck der Plattenindustrie an, weitere Hits wie "Dark
Side Of The Moon" zu produzieren. "Welcome to The Machine" spiegelte
zusätzlich auch die Mechanik der Sessions wider. Das Stück "Wish You
Were Here" hat die mangelnde Begeisterung der Band zum Thema. Die
Texte paßten im Übertragenem auch zu der Misere von Syd Barrett,
so daß "Wish You Were Here" sich zu einem geschlossenen Konzeptalbum
entwickelte. "Wish You Were Here" ist deswegen so wirkungsvoll, weil
die Balance zwischen Waters konzeptionellen Fähigkeiten und Gilmours
klassischer Floyd Atmosphäre sehr ausgewogen ist. |
Noch
nie war eine Floyd LP so sorgfältig und anspruchsvoll ausgestattet
worden wie dieses. Storm Thorgerson setzte das Konzept "Abwesenheit
und "Mechanik" mit seinen Bildern für das Cover sehr gekonnt um. Die
Thematik von "Welcome to The Machine" legte einen Händedruck nahe,
der einen gefühlsmäßige Leere ausstrahlt. Aus der Idee "Abwesenheit
einer Person" entstand das Bild mit dem Vorhang in einem windigen
Wald. In Anspielung auf das Musikbusiness entstand das Bild, in dem
ein Geschäftsmann seinem Ebenbild die Hand schüttelt und dabei in
Flammen aufgeht. |
Cover "Wish You
Were Here" (1975) |
Plakat zur Lifepremiere
von "Wish You Were Here"
1975 im Knebworth Park |
Das
Cover wurde trotz Bedenken der Plattenindustrie in eine schwarze Plastikfolie
eingeschweißt, um auch hier Abwesenheit zu symbolisieren. Das Bild
der Geschäftsleute ziert nach Auspacken das eigentliche Cover.
Die britische Lifepremiere fand am 5 Juli 1975 in Knebworth statt.
In Amerika eroberte das Album in der zweiten Woche Platz eins der
Billboard Charts und in England stieg es mit einer Viertelmillion
sofort an die Chartspitze. daraufhin war EMI nicht in der Lage die
unerwartete Nachfrage zu befriedigen. Selbst als die Presswerke Sonderschichten
fuhren, konnte nur 50% des Einzelhändlerbedarfs gedeckt werden. Pink
Floyd zog sich für den Rest des Jahres in die Anonymität zurück,
während sich die Musikszene deutlich änderte. |
Faschisten
im Film The Wall |
Im
Sommer 1976 erschütterte eine zweistellige Inflationsrate und eine
kränkelnde Wirtschaft ganz England. Hunderttausende von Teenagern
wurden aus den Schulen entlassen und fanden keine Arbeits- oder Ausbildungsstellen,
was zu einer großen Unzufriedenheit der Jugendlichen führte. Des weiteren
endete der Notting-Hill-Karneval in Rassenunruhen und die weiße Unterschicht
schloß sich faschistischen Bewegungen an, die sich gegen Pakistanis
richtete.
Dieses Phänomen wurde 1979 von Pink Floyd in "The Wall"
karikiert. |
In
diesem Umfeld entstand Sommer 1976 eine neue Jugendbewegung (Punk
Rock), die sich gegen die aktuellen gesellschaftspolitischen Gegebenheiten,
sowie gegen Selbstzufriedenheit, Spießertum und Nostalgie stellten.
Auch Roger Waters setzte mehr auf Einfachheit und klare Aussagen in
seinen Texten. Waters Sicht über den beklagenswerten Zustand der nationale
und weltpolitischen Verhältnisse (von dem seiner Psyche ganz zu schweigen)
bestimmte zunehmend die Musik von Pink Floyd. Waters versucht die
Gruppe auf bestimmte Inhalte zu konzentrieren und direkter werden
zu lassen. Seine zunehmende Unnachgiebigkeit und Dominanz sorgte in
der Gruppe zunehmend für Schwierigkeiten. |
Animals
Tour 1977 im Madison Square Garden:
Roger Waters mit Kopfhörer |
Die Aufnahmen für das neue Album
"Animals" begannen 1976 in der Britania Row - eine von Pink Floyd gekaufte
und zum Studio umfunktionierte Kapelle. Die Texte erinnern leicht an George
Orwells Buch "Farm der Tiere", in denen Roger Waters die Menschheit in 3
Kategorien einteilt: |
Battersea Power Station:
Die Vorlage für das Animals Cover
|
|
Die
Schweine als Moralisten (selbstgerecht und tyrannisch) |
|
Die
Hunde als skrupellose Pragmatiker, die sich mit allen Mitteln
den Weg zur Spitze freikämpfen |
|
Die
Schafe als dumme unkritische Masse, die von den Schweinen und
Hunden mißbraucht werden. |
|
Jedem dieser 3 Kategorien ist
auf "Animals" ein Song gewidmet. Die zweiteilige Ballade "Pigs on the Wing"
eröffnet und schließt das Album. Ohne diese Ballade wäre das Album ein zorniger
Aufschrei hemmungsloser Verachtung gewesen. |
|
|
|
Auch
wenn die Arbeit an "Animals" nicht von künstlerischen Schwierigkeiten
überschattet wurde, dauerte die Fertigstellung 10 Monate, weil der
bewährte Floyd Soundstandard im eigenen Studio mit entsprechend bescheidenen
Mitteln nur schwer erreicht werden konnte.
Das Cover zeigt den Komplex des Londoner Kraftwerks "Battersea Powerstation"
(siehe oben) über dem ein riesiges aufblasbares Schwein fliegt, welches
von nun an zum Inventar der gigantischen Bühnenshows gehörte. Während
der Fotosessions geriet das Schwein außer Kontrolle und trieb auf
den Londoner Flughafen Heathrow zu, wo es bei den Fluglotsen für Überraschung
und Bestürzung sorgte. |
Cover: Animals
(1977) |
In the Flesh Tour 1977:
Madison Square Garden New York |
"Animals"
ist in lyrischer Hinsicht eines der überzeugendsten und mutigsten
Floyd Konzeptalben. Es liefert Roger Waters' soziologischen Bosheiten
pur und er sorgte auch dafür, daß der typische getragene Gesang
und die sphärischen Orgelklänge auf der fast völlig fehlten. Pink
Floyd haben noch nie so kompromißlos gerockt.
Am Tag seiner Veröffentlichung (23.01.1977) gingen die Floyd auf eine
sechsmonatige Tournee, beiderseits des Atlantiks.
"In the flesh" - wie die bislang größte Bühnenshow genannt wurde -
zeichnete sich vor allen durch seine riesigen aufblasbaren Requisiten
aus. |
Leider
ließ Logistik und synchrones Spielen zu den zum Standard gehörenden
Filmen keinen Raum für Improvisationen und Nähe für das Publikum.
Dazu war es nötig, daß z.B. Roger Waters während des
ganzen Konzerts Kopfhörer tragen mußte. Erstmals traten
Pink Floyd in Stadien auf, was die Gruppe - entgegen den damals favorisierten
Konzert Idealen der Punkrockzeit - sehr stark von den Fans entfernte.
In der Kritik stieß die perfekt inszenierte Show daher auf geteiltes
Echo. So schrieb der "Melody Maker" sinngemäß, daß der nächste
logische Schritt ein paar Puppen mit Floyd-Masken auf der Bühne sein
dürften. |
In the Flesh Tour 1977:
Madison Square Garden N.Y. |
Tourplakat
"In The Flesh" 1977 Oakland |
Tourplakat
"In The Flesh" 1977 Montreal |
Das
Roger Waters bereits in solchen Kategorien dachte, macht folgender
Sachverhalt deutlich:
Waters empfand auf dieser Tournee sein Publikum von bis zu neunzigtausend
Köpfen als monolithisches, gefühlloses, brüllendes Ungeheuer.
Sein gebrochenes Verhältnis zum Publikum wurde in dem letzten Konzert
der Tour in Montreal deutlich, wo er seinen Haß auf einen Fan
in der ersten Reihe konzentrierte und ihm direkt ins Gesicht spuckte.
Nach der Rückkehr nach England gelobte Roger Waters, daß wenn
er jemals wieder mit Pink Floyd auftreten sollte, würde er hinter
einer riesigen Mauer spielen. |
Pink Floyd ging nach dieser Tournee
wieder separate Wege. Roger Waters zog sich aufs Land zurück, um an
"The Wall" zu arbeiten. Dave Gilmour und Rick Wright begannen an Soloprojekten
zu arbeiten. Gilmour aktivierte seine frühere Gruppe Bullitt und spielte
die LP "Dave Gilmour" ein. Während der Demo Aufnahmen entstand auch
eine Rohfassung des Stückes "Comfortably Numb", welches später auf
"The Wall" erschien. Die LP, die Gilmour als Kontrapunkt zur floydschen
Perfektion sah, verkaufte sich nur mäßig. |
Ende
1978 trafen sich die Floyd wieder in ihrem Britannia Row Studio, um
ihr nächstes Album einzuspielen. Waters kam aus seinem Landhaus mit
dem Konzept "The Wall" zurück. Roger Waters plante "The Wall" von
Anfang an als Multimediaprojekt, welches aus Album, Konzert und Film
bestehen sollte. Die Ideen basierten auf der Erfahrung des letzten
"In The Flesh" Konzertes in Montreal, wo er seine Abscheu gegenüber
dem Publikum sehr deutlich ausdrückte. |
Poster "The Wall" |
Lehrer drückt
seine Schüler durch den Fleischwolf
(aus dem Film "The Wall") |
Das
"The Wall" trotz seiner Universalität ein persönliches Werk Roger
Waters ist, wird an den Parallelen von Waters Leben zu dem seiner
Hauptfigur "Pink " deutlich.
Waters verlor seinen Vater im zweiten
Weltkrieg und wurde durch die Liebe seiner Mutter fast erdrückt. Weitere
Elemente sind Pinks Heirat einer treulosen Schlampe, die jene Parallele
zu Waters früherer Frau Judy widerspiegelt, sowie ein unmenschliches
Bildungssystem, welches in "Another Brick in the Wall (Part II)" eindrucksvoll
beschrieben wird. |
Die
Barriere der Floyds zum Publikum während der "In The Flesh" Tour gipfelt
in den Stücken "Good Bye Cruel World" und "Bring The Boys Back Home".
Danach wird der halluzinierende Star Pink (symbolisch Pink Floyd)
durch einen Arzt per Spritze wieder zum Leben erweckt. Der zweite
Teil läßt die Gruppe in Form der Figur Pink wiederauferstehen.
Die Idee dahinter war, daß in den sympathischen, alten Pink
Floyd, das böse Ego erwacht. |
Bild aus dem Film
"The Wall" und ein Symbol für das böse Ego der
Floyd |
Bob Ezrin 1993 |
"The
Wall" umfaßt 26 lyrikgeladene Songs und in Anbetracht der Komplexibilität
des Themas entschied sich Roger Waters einen Coproduzenten als Mitarbeiter
hinzuzuziehen. Seine Wahl traf den damals 29 Jahre alten Kanadier
Bob Ezrin, der bereits Kiss, Alice Cooper sowie Lou Reed produziert
hat. In der "Britannia Row" unterzogen Gilmour und Ezrin Waters' Demo
einer intensiven Analyse und begannen die Handlung zu straffen, Jahreszahlen
zu streichen, sowie die Musikstücke zu sichten und neu zu ordnen.
Roger Waters begann weitere Songs für das Doppelalbum zu schreiben,
die entsprechend integriert wurden. Fertiggestellt wurde das Album
aus steuerrechtlichen Gründen in den "Super Bear Studios" in den USA
und "Britannia Row" erschien nicht im Impressum des Albums. |
Eine
wichtige Komponente des Albums sind die Soundeffekte die von Bombenflugzeugen
über Telefongeräuschen bis hin zu Babygeschrei reichten. Nick Griffith
stellte diese Soundeffekte in der Britannia Row zusammen. Sein bemerkenswertester
Beitrag war eine Gruppe Schulkinder, die das einstrophige Chorthema
in "Another brick in the wall (Part II)" sangen: Er schlug der
nächsten Schule in der Nähe der Britannia Row vor, ins Studio zu kommen
und dort zu singen. |
Lehrer im Film "The Wall" |
Cover "The Wall"
1979 |
Als
Gegenleistung sorgten die Floyd dafür, daß das Schulorchester
im floydeigenen Studio Aufnahmen machen durften.
Trotz der Bedenken der Schule bezüglich des Textes, wurde eingewilligt
und die Aufnahmen waren in einer halbe Stunde abgeschlossen. Als die
Floyd das Band in Los Angeles erhielten war die Begeisterung so groß,
sodaß der Kinderchor entgegen der ursprünglichen Planung
in den Vordergrund gestellt wurde. Eine Woche nach Veröffentlichung
am 16.11.1979 führte "Another brick in the Wall (Part II)" mit 340000
verkauften Singles die UK Charts an und im Januar waren über 1 Mio.
Singles verkauft - Ein Phänomen, was sich beim Doppelalbum wiederholte
und nach "The Dark Side Of The Moon" Pink Floyds bestverkauftes Album
wurde. |
Zu
diesem Zeitpunkt deuteten bereits einige Zeitungen an, daß Gilmour,
Wright und Mason bereits unter Waters Dominanz und Überheblichkeit
litten. Gilmour konnte seine Ideen kaum umsetzen, hielt aber still,
um das Projekt nicht zu gefährden. Roger Waters sah ""The Wall" hauptsächlich
als sein Projekt, zu dem Gilmour nur mäßig, und die anderen Floyds
nichts beigetragen hatten. Aus diesem Grund drängte Waters mit Einverständnis
Gilmours Rick Wright aus der Gruppe. Grund: Wright erschien zu einer
der letzten Albumsessions nicht. |
Rick Wright 1979 |
Cover " A Collection
Of Great Dance Songs" (1980) |
Pink
Floyd zahlte Rick Wright aus und es wurden Honorare für die Projektfertigstellung
vereinbart. Diese Tatsache wurde offiziell nicht bekannt gegeben.
Nie war der Ruf der Floyd als Geheimniskrämer so gerechtfertigt, wie
zu diesem Zeitpunkt. Waters Ungeduld mit Nick Mason wurde mit dem
Nichterwähnen auf den Cover bestraft.
In weitere Ungnade fiel Storm Thorgerson, der diesmal nicht das Cover
der Floyd kreierte. Dave Gilmour intervenierte erfolglos, setzte aber
durch, daß Thorgerson das Cover zum Sampler "A Collection Of Great
Dance Songs" kreierte, da Waters an diesem Album wenig Interesse zeigte. |
Als
Waters "The Wall" auf die Bühne und auf die Leinwand bringen wollte,
fand er in Gerald Scarfe, einen idealen Mitstreiter. Scarfe, ein unverbesserlicher
Zyniker, dessen Zeichnungen und Figuren an das visuelle Äquivalent
der Post-Animals-Musik erinnerten, begann aufgrund Rogers Rat, sich
zunächst auf die Bühnenshow zu konzentrieren, um sie dann als Sprungbrett
für den Film nutzen zu können. |
Scarfe Cartoon
in "The Wall"
Blumen verwandeln sich in Bestien |
Scarfe Puppe der Bühnenshow:
Lehrer |
Scarfe Puppe der Bühnenshow:
Frau |
Gerald
Scarfe arbeitete mit rund vierzig Zeichnern rund ein Jahr an den Animationen
bis die Filme für die Show standen. Es wurden riesige Requisiten für
die Bühnenshow angefertigt, zu der auch eine überdimensionale Lehrermarionette
gehört. Da dieses die spektakulärste Show der Floyd werden sollte
und der Aufbau in den Arenen entsprechend lange dauern würde, gab
sich die Band mit wenigen Spielstätten zufrieden, in denen jeweils
mehrere Vorstellungen stattfanden. |
Die
größte Herausforderung stellte die während der Show aufzubauende Mauer
selbst dar, die unzählige Roadies zum Aufbau erforderte. Zur Errichtung
waren mehrere Hebebühnen erforderlich, von denen die Crew die Steine
an ihren Platz hieven konnte. Des weiteren mußten große Auffangnetze
installiert werden, um die Band während des Einsturzes am Ende des
Konzerts unverletzt zu lassen. |
Bauanleitung
für die in der Show
zu benutzenden Bühnensteine |
Bühnenshow "The
Wall" |
Die
Show begann mit der Nummer "In The Flesh", die von einer "Ersatzband"
mit Floyd Masken gespielt wurde, um den Bezug zur Animals Tour 1977
"In The Flesh" herzustellen. Erst danach kamen die Floyd selbst auf
die Bühne. Dave Gilmour fungierte in den Shows als Gitarrist, Dirigent
und logistischer Leiter, der sämtliche Einsätze für die Musiker
und die Bühnencrew gab,was dem Musiker in ihm nicht immer gefiel. |
In
dieser Zeit war die Mauer zwischen den Floyd und den Medien größer
als je zuvor. Keine Interviews und herausgerissene Filme aus Kameras
waren an der Tagesordnung. Bob Ezrin wurde aus dem Floyd Lager verbannt,
weil er trotz Waters Verbot der Presse Auskunft gab. Es schien als
würden die Floyd ihre in "The Wall" beklagten faschistischen Impulse
selbst annehmen, wobei Waters der treibende Motor war.
Während der Shows formte sich in Waters das Bild, wie der Film als
Fortsetzung der Shows eine Fusion aus Scarfes Zeichentrickfilmen und
den Auftritten der Floyd mit fortschreitender Handlung werden würde. |
Pinks Zimmer in der
Bühnenshow |
Bühnenshow:
der Riesenlehrer |
Außerdem sah er sich als Star in der Rolle des Pink, was aber - sehr
zu seinem Leidwesen - fallengelassen wurde, da er nicht über die schauspielerischen
Qualitäten verfügte. Der regieführende Alan Parker und Gerald Scarfe
taten alles um Roger Waters diese Rolle auszureden. Man entschied
sich dann für Bob Geldof (Leadsänger der Boomtowns Rats), der eine
charismatischere Ausstrahlung hatte. |
Im Juni 1981 führten
Pink Floyd "The Wall" wieder im Londoner "Earls Court" auf,
um die Konzertaufnahmen für den Film zu bekommen. Das Material war
unbrauchbar und Alan Parker überzeugte Waters, daß die Zuschauer
zu sehr verwirrt werden, wenn der Film als Konzertfilm und als Scarfe
Cartoon inszeniert wird. Als Folge wurde Pink Floyd ganz aus dem Film
verbannt. |
Bühnenshow: Scarfe Filme auf der komplettierten
Mauer |
Die Dreharbeiten fanden überwiegen
in den Pinwood Studios in der Nähe von London statt. Laut Geldof
war die Atmosphäre während der Dreharbeiten "ein Minenfeld aus
explodierenden Egos" (Parker, Scarfe, Waters), das aus gegenseitigen
kindischen Beschuldigungen bestand und den Kleinkrie zwischen
Waters und dem Rest der Welt wiederspiegelte. |
Nach
dem Start des Filmes sahen viele Kritiker "The Wall" als Selbstzweck,
obwohl er alle Kassenrekorde brach und sich auch als Videokassette
noch lange gut verkaufte. Er brachte Pink Floyd das Geld wieder, daß
sie durch die Bühnenshow verloren hatten und bescherte ihnen sogar
einen zusätzlichen Profit. Der Film war seiner Zeit um Jahre voraus.
Die Weltpremiere fand am 14.07.1982 in London mit Eintrittspreisen
zwischen 30 und 50 Pfund statt. Anwesend waren Geldof, Parker, Scarfe
und Rockstars wie Pete Townsend und Sting. Bis auf Rick Wright waren
alle drei Floyds zugegen und wurden mit Standing Ovations begrüßt. |
Bühnenshow:
Pink Floyd vor der komplettierten Mauer |
Pink auf dem
Schlachtfeld in "The Wall" |
Da
speziell für den Soundtrack einige Stücke neu geschrieben und andere
neu arrangiert wurden, plante man, den Soundtrack in voller Länge
unter dem Titel "Spare Bricks" herauszubringen. Als diese Arbeit anstand,
tobte bereits der Falkland Krieg, der Roger Waters in anbetracht des
Kriegstod seines Vaters sehr betroffen machte. Roger schrieb einige
neue Stücke. So wurde aus den "Reststeinen" und den neuen Songs "The
Final Cut", ein Zyklus, der Waters Wut auf Generäle und Politiker
ausdrückte, die junge Männer in den Kriegs schicken. |
Mit
diesem neuen Zyklus erklärte Dave Gimour sich nicht einverstanden,
da dort einige Stücke auftauchten, die bereits für "The Wall" als
zu schlecht abgelehnt wurden. Gilmour bot Waters an, einige musikalische
Ideen zu entwickeln, aber Waters bestand aufs Weitermachen mit dem
bereits zur Verfügung stehenden Material. Er drohte,das Projekt platzen
zu lassen, wenn Gilmour nicht als Co-Produzent zurücktritt. Gilmour
verzichtete, und er und Nick Mason wurden in die Rolle von Hilfskräften
gezwängt, was den Unmut der beiden Floyd hervorrief. Waters war somit
auf eigenen Wunsch auf sich alleine gestellt. |
Coverentwurf
von Roger Waters:
"The Final Cut" (1983) |
Roger Waters |
Auf
dem Finale der LP wurde Nick Mason durch die Studiodrummer von Roxy
Music Andy Newmark ersetzt, da Waters sich mit Nicks Leistungen nicht
zufrieden gab. Sogar das Cover entwarf Roger Waters alleine, selbst
die Fotos stammen vom Bruder seiner Frau - dem "Vogue" Fotografen
Willie Christie. Letztendlich war "The Final Cut" Roger Waters erstes
Soloprojekt. Auf dem Cover wurde vermerkt: Von Roger Waters - gespielt
von Pink Floyd. Die Aufnahme wurden in acht verschiedenen Studios
aufgenommen. Britannia Row gehörte nicht dazu, da Waters (wie Wright)
seinen Anteil an Gilmour und Mason verkauft hat. Am Ende gehörte es
Nick Mason allein.
Der Produktionsstandard spiegelte das technisch Machbare wieder. Es
wurde Waters experimentelle Holophonietechnik eingesetzt, die Soundeffekte
besonders realistisch erscheinen ließ. In diesem Punkt schließt "The
Final Cut" am ehesten an die sonischen Glanzzeiten der vorigen Floydalben
an, ist aber nicht gerade ein typisches Floydalbum. Nach Gilmour enthält
es Songfüller, die schon seit Jahren auf keiner Floyd LP mehr zu hören
waren. Literarisch gesehen ist es Waters reifstes Werk. |
Ursprünglich
sollte auch nach Erscheinen des Albums eine Bühnenshow folgen. Die
ersten Konzerte waren für November 1983 geplant, aber Waters ließ
die Sache platzen, was seine Kollegen entsprechend verbitterte. Noch
vor Erscheinen des Albums arbeitete Gilmour bereits an einer zweiten
Solo LP "About Face" und Waters widmete sich seinem Songzyklus "The
Pros And Cons Of Hitch Hiking", welches von Pink Floyd vor "The Wall"
abgelehnt wurde. |
Cover der Waters Album
"The
Pros And Cons Of Hitch Hiking" (1984) |
Cover des Gilmour Albums:
"About
Face" (1984) |
Gilmours
"About Face" präsentierte 1984 sich als geschliffenes Album mit einer
vertraut klingenden Stimme und Gitarre. Die Melodien machten deutlich,
dass Waters doch nicht die einzige treibende Kraft bei den Floyd gewesen
war. Mitten in den Aufnahmesessions holte Gilmour sogar Bob Ezrin
wieder als Co-Produzenten ins Boot und ließ sich einige Texte von
Pete Townsend schreiben. "About Face" beinhaltete einen klagevollen
offenen Brief an Waters mit dem Titel "You know I'm right", den Gilmour
selber textete. |
Da
Waters sehr überzeugend den Eindruck verbreitet, Pink Floyd zu sein,
war das interesse an "About Face" in den Medien eher gering. Auch
mit der anstehenden Solo Tour musste Gilmour feststellen, dass der
erwartete Durchbruch ausblieb. Viele Konzerte mussten mangels Interesse
abgesagt werden und zu einigen Gigs kamen oft nur 800 Personen. |
Gilmours "About
Face Tour":
14 Juli 1984 Merriweather-Post Pavillion, Columbia |
Dave Gilmour 1985 |
Auch
Waters merkte, dass er alleine nicht an den Erfolg der Floyd anknüpfen
konnte, obwohl er auf viele Floyd Song zurückgriff. Auch wenn
er auf seiner "Pros And Cons Tour" den größten Gitarristen England
Eric Clapton verpflichtete, war das Fehlen von Dave Gilmour merklich,
zumal Claptons Virtuosität nicht voll ausgenutzt wurde. Da "The Pros
and Cons of Hitch Hiking" zu den wortreichsten Alben in der Geschichte
des Rock ‚n' Rolls gehörte, blieb den Musikern kaum der Freiraum musikalische
Akzente zu setzen. Die lawinenartine Wortflut ist mit einem verblüffenden
Mangel an Wohlklang gepaart. Nur bei dem letzten Stück des Albums
"5.01 am" spürt man den Hauch einer Melodie. Die Kritiken waren entsprechend
feindselig und man schlussfolgerte, dass der musikalisch bedeutendste
Floyd wohl doch Dave Gilmour gewesen sein muss. |
Im
März 1985 startete Waters seine zweite Nordamerika Tournee. CBS weigerte
sich, seine Tour zu unterstützen, da es kein neues Album zu promoten
gab. Man ließ ihn wissen, dass CBS in erster Linie an einem neuen
Floyd Album interessiert war, was sein Verhältnis zu den Plattenfirmen
entsprechend abkühlen ließ. Mason besuchte eine seiner Shows
und ihm missfiel sehr stark, dass die Floyd Songs durch andere gespielt
wurden. Gilmour, Mason und Manager Steve O' Rourke waren einer weiteren
Existenz Pink Floyds ohne Roger Waters nicht abgeneigt. Diese Neuigkeit
fiel mit der Veröffentlichung von Masons Album "Profiles zusammen
und Gilmour zementierte seine Allianz zu Nick Mason, in dem er den
Gesangspart der Singleauskopplung "Lie For A Lie" übernahm. |
Albumcover "Profiles (1985) |
Gilmour
mit John und Nick Taylor von Duran Duran 1985 |
Gilmour
trat 1984/85 aus dem Rampenlicht und arbeitete an einigen Projekten
seiner Bewunderer mit, zu denen unter anderem Paul McCartney und Duran
Duran gehörten. Des weiteren wirkte Gilmour an den Roxy Music / Bryan
Ferry Alben "Boys and Girls" und "Bête Noire" mit, ebenso wie bei
Grace Jones' legendären Album "Slave To The Rhythm". |
Da
Waters sich in keiner Weise mehr den Floyd verpflichtet fühlte und
im Juni 1985 Peter Rudge als seinen persönlichen Manager einstellte,
entbrannte ein Streit zwischen ihm und Steve O' Rourke über seine
weiteren Verpflichtungen in künftigen Floyd Projekten.
Um aber Steve O' Rourke entgültig loszuwerden, benötigte Waters die
Unterschrift von Mason und Gilmour, die sich standhaft weigerten,
ihren Manager vor die Tür zu setzen.
So blieb Roger Waters nur die Möglichkeit, die Band offiziell zu verlassen
und er bat EMI und CBS, ihn aus seinen vertraglichen Verpflichtungen
als Mitglied der Gruppe zu entlassen.
Dieses wiederum eröffnete Gilmour und Mason die Möglichkeit, Pink
Floyd ohne Waters unter gleichem Namenweiterzuführen . Als Rick Wright
von einer Neuauflage Pink Floyds ohne Waters hörte, setzte er sich
1986 mit Gilmour in Verbindung. |
|
Gilmour war entschlossen zu
beweisen, dass Pink Floyd ohne Waters zum Erfolg kommen wird, was zu dieser
Zeit eine recht unpopuläre Meinung in den Medien war. Aus Vorsicht verbreitete
er öffentlich, dass das folgende Projekt als Soloprojekt oder als Startschuß
für eine neue Band dienen könnte. |
|
Er verpflichtete 1986 eine große Anzahl talentierter Mitarbeiter,
zu denen auch Bob Ezrin gehörte um das Projekt "A Momentary Lapse
Of Reason" einzuspielen. Bob
Ezrin war künstlerisch der wichtigste Partner bei den neuen Pink Floyd.
Da beide der Überzeugung waren, ohne ein Konzept wäre eine neue Floyd
LP nicht perfekt, gab es Überlegungen potentielle Konzeptionisten
wie Eric Stewart (10.c.c) anzuheuern. Letztlich gab man sich mit den
Songs als solches und einem lockeren Motiv zufrieden, das durchs Umfeld
geprägt wurde - Daves modernes zu einem Tonstudio umgebautes Hausboot
"Astoria". Anthony Moore wurde als Co-Texter engagiert und er schrieb
auch den Text zu "Learning to fly", der durch Daves eigenem Flugunterricht
inspiriert wurde. |
Die Plattenfirmen waren von
den Songs aufgrund des Mangels an Floyd-Stil nicht sehr angetan. Somit wurde
dieses Album von allen Beteiligten nochmals leicht überarbeitet. Es war
ein riskanter Versuch, ein Floyd Album zu produzieren, da die Rockwelt sich
1986 keine Band Pink Floyd ohne Waters vorstellen konnte. |
Um
den neuen Floyd in den Medien größere Glaubwürdigkeit zu verleihen,
lud man Rick Wright am Ende der Sessions ein und er steuerte ein paar
Backgroundverstärkungen bei. Storm Thorgerson wurde wie in alten Tagen
für das Cover engagiert. Hier ist zu erwähnen, dass die 800 Betten
tatsächlich aufgestellt wurden und es sich bei dem Bild nicht um eine
Fotomontage handelt. Das Album wurde am 8 September 1987 veröffentlicht,
bekam gute Kritiken und ist laut Musikzeitschrift "Sounds" eine Rückkehr
in das Land, wo Diamanten verrückt sind, Monde dunkle Seiten und Mütter
Atomherzen haben. In den Billboard Charts schoß es in der ersten Woche
auf Platz 3 und in den USA wurden schließlich 3 Millionen Exemplare
verkauft.
Ein Erfolg, den Waters neue CD Radio K.A.O.S nicht annähernd erreichte. |
Comebackalbum
1987:
"A Momentary Lapse Of Reason" |
Pink Floyd 1990 |
1986 richtete die Pink Floyd Music Ltd. (seit 1973 die Dachfirma der floydrelevanten finanziellen Transaktionen mit O' Rourke und den 4 Floyds als Direktoren und Teilhabern) ein eigenes Bankkonto für das neue Floyd Album ein. Als Waters dieses in einer Vorstandssitzung erfuhr, raste er vor Wut.
Waters versuchte, einen höchstrichterlichen Beschluß über die Auflösung
der Partnerschaft und damit der Gruppe zu erreichen. Er versuchte
so, mit dem Argument der kreativen Erschöpfung, den Gebrauch des Gruppennamens
zu verhindern. Nach Waters Meinung hätte nur er als ehemaliger Kopf
der Gruppe das Recht, sich Pink Floyd zu nennen. |
Die
Konkurrenz der beiden parallel stattfindenden Touren "K.A.O.S." und
"A Momentary Lapse Of Reason" ließ die Feindschaft rasch eskalieren.
Waters setzte Promoter die versuchten, Pink Floyd-Konzerte anzusetzen,
mit Drohbriefen unter Druck. Pink Floyd musste viel Geld und Rechtsanwälte
bereithalten, um innerhalb kürzester Zeit reagieren zu können. Die
Medien wurden von Waters gegen die Floyds ausgenutzt und der interne
Krieg eskalierte zu einer großen öffentlichen Schlammschlacht, die
in einer Meldung von "The Sun" gipfelte, wonach Waters "einen Künstler
beauftragt hat, 150 Rollen Toilettenpapier mit Gilmours Gesicht anzufertigen.
Letztlich überließen Gilmour und Mason Waters die Rechte an der "Wall
Show" und Pink Floyd durfte ihren Gruppennamen weiterführen. |
Tourplakat 1988
in Nantes (Frankreich) |
Nick Mason, Comeback
Tour 1989 / 90 |
Die
neue Floyd Show wurde in 5 Monaten entwickelt und die Startkosten
beliefen sich auf über 3 Millionen Dollar. Es wurde eine Liste des
gesamten Floyd Repertoires erstellt sorgfältig auf Stärke abgeklopft.
Die vierwöchigen Proben zur neuen Show fanden unter strengster Geheimhaltung
auf dem Pearson International Airport in einem Hangar in Toronto statt.
Man ließ aber verlauten, dass man etwas Spektakuläres plane. |
Allein
die PA Anlage füllte 56 LKWs. Am 9. September 1987 startete die Show
in Ottawa und füllte ganze Stadien. Das Pink Floyd Comeback wurde
ein voller Erfolg. Zu den Highlights der 200 Konzert-Tournee gehörte
ein Konzert, daß auf einer im Wasser aufgebauten Bühne in Venedig
stattfand. Die Tour sollte vier Jahre dauern und wurde von 5.5 Millionen
Menschen gesehen. 1988 erschien das Life Album "A Delicate Sound Of
Thunder" das zusammen mit "A Momentary lapse of Reason" weltweit über
11 Millionen mal verkauft wurde. 1989 folgte das gleichnamige Konzertvideo. |
Schwimmende Buehne des Abschlußkonzertes in Venedig |
Roger Waters in Berlin 1990 |
Waters
parallel stattfindende Amerika-Tour konnte deutlich weniger Fans begeistern.
Beispielsweise trat er in Hallen auf, die 10000 Personen fassen konntenund
von einem 1800 Personen Publikum besucht wurden, während Pink Floyd
ein 90000-Plätze Fußball-Stadion ausverkaufte. Waters große Stunde
schlug, als der Fall der Berliner Mauer bevorstand. Am 21 Juli 1990
feierte die Tour "The Wall" ihre Wiederauferstehung. Waters nahm die
Besetzung seines autobiographischen Psychodrams im Stil einer All-Star
Besetzung à la "Tommy" vor. So konnte er Kollegen wie Joni Mitchell,
Van Morrison, Marianne Faithfull, Cyndy Lauper, Sinead O' Connor,
The Hooters und sogar ein ostdeutsches Symphonieorchester für seine
Aufführung gewinnen. Zu dem gigantischen Konzert erschienen 200 000
Menschen auf dem Potsdamer Platz und -zig Millionen Zuschauer verfolgten
dieses Spektakel am Fernseher. |
Gilmour
arbeitete mit Mason und Wright bereits an einem neuen Projekt, zu
dem seine Freundin Polly Samson die Texte beisteuerte. Rick Wright
war wieder als vollwertiges Floydmitglied aufgenommen worden. Das
Album sollte "The Division Bell" heißen und wurde, außer in
der Britannia Row und den Abbey Road Studios, auch auf Gilmours Hausboot-Studio
mit Hilfe von Bob Ezrin als Co Produzent aufgenommen. Die Fertigstellung
dauerte ca. 1 Jahr und hatte zum Ziel, Pink Floyd wieder als Einheit
erscheinen zu lassen. So ist auf diesem Album Rick Wright deutlicher
zu hören als die ganzen Jahre zuvor.
Qualitativ schloß das Album an "A Momentary Lapse Of Reason" an und
ließ den typischen Floyd Sound wieder aufleben. |
Cover des letzten regulären Albums:
"The Division
Bell" (1994) |
Aufbau der der Pink
Floyd Bühne |
Auch
das Coverdesign stammt von wieder von Storm Thorgerson. Es bestand
aus zwei Skulpturen im Stil der Osterinsel-Köpfe und ist eines der
einprägsamsten Cover der Floyd. "The Division Bell" wurde 1994
veröffentlicht und erreichte innerhalb zwei Wochen Platz 1 der US
Charts. Ende 1994 teilte Pink Floyd der Öffentlichkeit mit, dass wieder
eine Pink Floyd Show geplant sei - die größte überhaupt. |
Tausende von Pink
Floyd-Tickets wurden innerhalb weniger Stunden verkauft und die
Band konnte mit den größten Shows ihrer Geschichte aufwarten.
Die Tournee wurde in Amerika als das "Rock-Ereignis des Jahrhunderts"
gefeiert, noch bevor sie begonnen hatte. Ihre 1994er Tour in den
Staaten begann am 30. März mit einem tropischen Regensturm, der
die 55000 vor dem "Joe Robbie Stadium" in Miami, Florida durchweichte. |
Lightshow in Perfektion:
Die Floyd Bühne während der Devision Bell Tour 1994 |
Lightshow in Perfektion:
Die Floyd Bühne während der Devision Bell Tour 1994 |
Fans wurden mit großen
fliegenden Schweinen, glitzernden Silberbällen, Laser-Strahlen und
einer von der NASA entwickelten Lightshow und einem rosa Feuerwerk
auf das Ereignis eingestimmt. Pink Floyd hatte 45 Shows während
dieser Tour zu absolvieren, bei durchschnittlich 45000 Zuschauern
pro Show. Die Tour wurde im Juli in Europa mit Konzerten in Portugal,
Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien und Skandinavien fortgesetzt.
Die letzten 14 Gigs fanden im Londoner "Earl Court" in England statt. |
Auch diese Show zog
1995 ein Life-Album namens "Pulse" mit einem aufwändigem batteriebetriebenen
Cover nach sich, welches wieder von Storm Thorgerson entworfen wurde.
Die Gesamtkosten der 112 angesetzten Konzerte für die ganze Tour beliefen
sich auf 200 Millionen Dollar. Zum Vergleich: "The Rolling Stones
Steel Wheel-Tour" kostete 100 Millionen Dollar und Michael Jacksons
Dangerous-Tour kostete "nur" 120 Millionen Dollar. |
Lightshow in Perfektion:
Die Floyd Bühne während der Devision Bell Tour 1994 |
Lightshow in Perfektion:
Die Floyd Bühne während der Devision Bell Tour 1994 |
Pink Floyd kostete
die Organisation der Tour 700000 Dollar pro Tag. Man benötigte
200 dauerhaft beschäftige Mitarbeiter sowie weitere 500 Personen für
jede Show. Der Verkauf der Karten und das Merchandizing spielte 300
Millionen Dollar ein. Mehr als genug, die Kosten zu decken. |
Pink Floyd ist die Band des experimentellen
Rocks schlechthin. Sie hat zweimal die Verluste der impulsgebenden Kräfte
verloren und zweimal durch künstlerischen Wandel ihre Stärke zurückgewonnen.
Zuletzt hat die Band Roger Waters gezeigt, daß er falsch lag, als er sagte:
"You fuckers will never get it together." Dave Gilmour, Nick Mason und
Rick Wright haben es nicht nur geschafft, der Band nach dem Ausscheiden
von Roger Waters weiterhin zu Respekt und Ansehen zu verhelfen, sie haben
auch ein Kapitel große Rock-Geschichte geschrieben.
Quelle:
Pink Floyd (Vom Underground zur Supergroup)
Nicolas Schaffner, Heine Verlag
|
|